Cholesterin ist gesund – Iss Deine Eier!

Cholesterin ist ein wichtiger Nährstoff, doch halten sich die Mythen dazu hartnäckig. Wie viel Cholesterin darfst Du essen? Kommen dadurch schlechte Blutfettwerte? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Cholesterin ist nach chemischer Klassifizierung kein Fettmolekül, sondern ein polycyclischer Alkohol – ein Sterol. Was genau es chemisch ist, ist für die meisten aber wahrscheinlich gar nicht so interessant wie für mich – was macht es? Ist es gesund? Ist es ungesund? Ihr kennt das Dilemma: Es kann beides sein.

Cholesterin ist lebenswichtig.

Es gibt unseren Zellen Stabilität. Es bildet die Myelinscheiden der Nerven. Es transportiert verschiedene fettlösliche Vitamine. Es ist Basis der Produktion diverser Steroidhormone, z. B. Östrogen, Testosteron und Cortisol. Wer schon ein paar andere Artikel hier gelesen hat, merkt sofort, dass Cholesterin also nicht nur beim Muskelaufbau, sondern auch bzgl. des Fettstoffwechsels ein Wörtchen mitzureden hat.

Müssen wir also Cholesterin essen, um Fett zu verbrennen?

Jain. Der Körper kann selbst Cholesterin produzieren. Durch cholesterinreiche Nahrung kann der Spiegel um bis zu ca. 10 % steigen. Mögliche Folgen? Bessere Fettverbrennung, bessere Libido, potenziell mehr Transport von Vitaminen, besseres Immunsystem (Cholesterin spielt eine Rolle bei der Bekämpfung bakterieller Infektionen). Gar nicht schlecht, oder?


ABER: Cholesterin wird doch mit schlechten Blutfettwerten und einem erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten assoziiert? Und jetzt soll das plötzlich gut sein?

Die große Cholesterin Lüge

Um zu wissen, was hier falsch läuft, muss man sich die Datenlage von vor über 100 Jahren anschauen. Nein, das ist kein Witz. Die Studien, auf denen der Cholesterin-ist-schlecht und Eier-sind-gefährlich Mythos aufbaut, sind teilweise so alt. Dazu ein kleiner Auszug aus meinem Buch INTELLIGENT ESSEN:

Hier sehen wir Kängurus auf der Suche nach gekochten Eiern und medium rare gebratenem Entrecôte…..?

„Wie kam es überhaupt, dass Eier in Verruf gerieten? Stell dir vor, du tankst deinen Benziner immer nur mit Diesel – oder noch besser – mit Motoröl. Geht das lange gut? Der sowjetische Mediziner Ignatovski führte im Jahre 1908 eine Studie zum Thema Cholesterin und Arterienverkalkung durch. Dazu fütterte er Kaninchen mit einem Püree aus Ei und Hirn. Tatsächlich starben einige der Kaninchen im Laufe des Experiments an einem Herzinfarkt und wiesen bei ihrer Obduktion entsprechende Ablagerungen in den Gefäßen auf. Warum diese Studie nicht aussagekräftig ist, liegt auf der Hand: So lange kein Zombie Kaninchen gezüchtet wurde, gehören Hirn und Eier nicht zu seiner artgerechten Ernährung. Sein Pflanzenfresser-Stoffwechsel kann die Fette nicht verarbeiten und seine Gesundheit leidet“.

Heißt im Klartext

Wer heute noch erzählt, dass Eier oder Nahrungscholesterin ungesund sind, ist auf dem Stand von vor 110 Jahren.
Nahrungscholesterin ist – meistens – harmlos.

Aber wie kommt es denn dann überhaupt zu schlechten Blutfettwerten?

Da spielt doch Cholesterin auch eine Rolle oder nicht?

Auf den ersten Blick scheint es kompliziert, aber auf den zweiten ist es ganz einfach. Schlechte Blutfettwerte treten besonders bei hohem Kohlenhydratkonsum und schlechter Insulinsensibilität bzw. Insulinresistenz plus Bewegungsmangel auf, da in diesem Zustand die Leber freie Fettsäuren produziert und ins Blut abgibt. Wenn du also deine Insulinsensibilität im Griff hast und Sport machst bzw. dich wenigstens regelmäßig bewegst, solltest du mit Cholesterin keine Probleme bekommen.

War’s das?

Damit wären wir durch, wenn nicht sicherlich der Eine oder Andere Leser darauf warten würde: HDL und LDL. Gutes und schlechtes (?) Cholesterin. Im Plasma werden Cholesterine in Form von Lipoproteinen transportiert, da diese wasserlöslich sind. HDL (High Densitiy Lipoprotein / „Hab dich lieb“) wird als unproblematisch angesehen, während LDL (Low Densitiy Lipoprotein / „Lass das lieber“) einen schlechten Ruf genießt. Zu Recht?

Jain. Auch LDL hat wichtige Funktionen, sollte allerdings im richtigen Verhältnis zum HDL vorliegen. Außerdem unterscheiden wir beim LDL zwischen zwei Formen: Das große LDL mit geringer Dichte (LDL-Phänotyp A) und das kleine, dichte LDL (LDL-Phänotyp B). Typ B tritt seltener auf und wird mit koronaren Herzkrankheiten assoziiert, während Typ A weitestgehend unproblematisch ist. Für das vermehrte Auftreten des gefährlichen LDL-Phänotyp B ist teilweise eine genetische Disposition verantwortlich, aber auch – wer hätte es gedacht – Bewegungsmangel, Insulinresistenz, übermäßiger Verzehr von Kohlenhydraten.

Genetische Disposition

Fakt ist ebenfalls: Ca. 4 von 1000 Menschen haben eine genetische Disposition für hohe Cholesterinwerte. Sie sollten sehr vorsichtig mit dem Cholesterin Konsum sein.

Fazit und Geheimtipp?

Also wieder mal viel Lärm um nichts. Wenn du Sport machst, dich halbwegs vernünftig und ausgewogen ernährst und nicht extremes Pech mit der Genetik hast, solltest du an Cholesterin keinen Gedanken verschwenden müssen.

 

Herzliche Grüße
Vincent

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