Senken exogene Ketone den Blutzucker? – Meta-Analyse.

Während schon seit ca. 50 Jahren bekannt ist, dass endogene Ketonkörper grundsätzlich den Blutzuckerspiegel reduzieren, steckt die Forschung zu exogenen Ketonen noch in den Kinderschuhen. Kurz vorab, damit niemand auf der Strecke bleibt:

Was ist der Unterschied zwischen endogenen und exogenen Ketonen?

Endogene Ketone stellt der Körper selbst her. In Hungerphasen oder einer ketogenen Diät. Exogene Ketone werden von außen, z. B. durch die Verdauung, aufgenommen. Eine detailliertere Erklärung dazu auch in diesem Video:

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Was ist aber jetzt neu?

Seitdem 2015 Pruvit ein exogenes Ketone Supplement, welches für die Masse bezahlbar ist, auf den Markt gebracht hat und auch andere Anbieter sich immer wieder auf dem Gebiet versuchen, nimmt die Forschung langsam, aber sicher Fahrt auf.

Problematisch ist dabei nach wie vor, dass sich viele Daten nicht auf die einzig wirksame Form exogener Ketone beziehen. Und um die Frage direkt zu beantworten:

Welche exogenen Ketone sind die besten?
Reine r-BHB Ketone, da nur diese für unseren Körper verwendbar sind.

Exogene Ketone Molekül Beta-Hydroxybutyrat.

Das Problem bei der Forschung zu exogenen Ketonen

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Studien zu exogenen Ketonen publiziert, bei denen teilweise nicht genau angegeben war, welche Ketone untersucht wurden. R-BHB? L-BHB? Ein Mix?

Denn gerade die Mischpräparate aus r-BHB (in der Wissenschaft meist d-BHB genannt) und l-BHB sind meist sehr günstig – doch wirkungslose Geldverschwender.

Zum Glück gibt es auch gute Daten

Eine neue Meta-Analyse zum Einfluss exogener Ketone auf den Blutzucker hat gerade meine Aufmerksamkeit erweckt.

Schauen wir sie uns das mal genauer an, damit wenigstens das Thema der Blutzucker Senkung durch Ketone ein für allemal geklärt ist!

Die Studie (Meta-Analyse zu exogenen Ketonen):

The Effect of Novel Exogenous Ketone Supplements on Blood BetaHydroxybutyrate and Glucose: A Systematic Review and Meta-analysis
(Kaja Falkenhain, Ali Daraei, Scott C. Forbes, Jonathan P Little; Advances in Nutrition 2022).

Bei Meta-Analysen ist der spannendste Part eigentlich immer, wie die Daten ausgewählt werden. Denn es gibt immer mehr Influencer, die Meta-Analysen als „Spitze der Beweispyramide“ ansehen und denken, sie wären damit unfehlbar. Aber wie wir bei der Studie zum Muskelversagen gesehen haben, kann auch eine Meta-Analyse absolut am Thema vorbei gehen.

Bei der vorliegenden Meta-Analyse zu den exogenen Ketonen und dem Einfluss auf den Blutzucker Personen ab 18 Jahren berücksichtigt. Die gesundheitlichen Auswahlkriterien innerhalb der einzelnen Studien waren heterogen. So gab es z. B. mehrere Studien mit Diabetes Typ 2 Patienten und/oder Übergewicht. Der Großteil der berücksichtigten Daten wurde an gesunden Probanden erhoben.

Das verwendete Substrat (welche exogenen Ketone wurden getestet?)

Ein großer Kritikpunkt bei Studien mit exogenen Ketonen ist häufig, dass sie oft in Kombination mit Koffein genutzt werden.

Dies wurde hier ausgeschlossen.

Es wurden nur Studien berücksichtigt, in denen exogene Keton Präparate eingesetzt worden waren, die weder signifikante Mengen an Blutzuckerspiegel beeinflussenden Kohlenhydraten noch Koffein, MCTs oder andere, verzerrende Substanzen enthielten.

Grundsätzlich wurden sowohl Ketonsalze als auch Ketonester in die Meta-Analyse einbezogen. Alle Produkte mussten r-BHB Ketone enthalten. Allerdings wird nirgendwo 100%ig herausgearbeitet, ob es sich explizit um reines r-BHB oder möglicherweise teils auch Mischformen handelt. Allerdings deutet die Formulierung der Autoren darauf hin.

Wichtig: Die berücksichtigen Studien wurden teilweise in Kanada und den USA durchgeführt. Dort sind mehr Anbieter, auch für r-BHB Ketone, am Markt (in Europa gibt es nur einen). Deswegen ist es durchaus möglich, dass alle Präparate reines r-BHB sind.

Weitere relevante Punkte zur Datenauswahl

Grundsätzlich wurde unterschieden, ob die exogenen Ketone in gefastetem Zustand, im Kontext von Training oder (glukosehaltiger) Nahrungszufuhr eingesetzt wurden.

Insgesamt wurden 43 Studien in die Meta-Analyse einbezogen. Die Gesamtzahl der Teilnehmer beläuft sich auf 586.

Die Beschreibung der statistischen Verfahren erspare ich Dir an dieser Stelle.

Es sei nur so viel gesagt: Für mich sieht diese Meta-Analyse solide aus.
Einziger, bereits erwähnter Schwachpunkt bisher ist, dass wir nicht sicher wissen, ob in allen berücksichtigten Studien reine r-BHB Ketone verwendet wurden.

Die Ergebnisse der Ketone Meta-Analyse

Bei allen 43 Studien stieg der BHB-Blutwert an – egal ob Ketonsalze oder Ketonester. Okay, das überrascht uns nicht, aber das ist wichtig zu wissen. Denn es wird ja im Internet immer wieder behauptet, die Ketone wären wirkungslos. Wenn sie ins Blut gelangen, wirken sie auch. Das sollte selbst dem letzten E**-Influencer klar sein.

Jetzt wird’s aber spannender.

Ebenfalls bei einem Großteil (41 von 43) Studien wurde der Blutzucker unter die Basislinie gesenkt.

Exogene Ketone Blutzucker
Für die schlechte Auflösung kann ich nichts, die ist im Original Paper ebenso.

Bevor wir uns also das Ganze noch genauer ansehen, können wir bereits an dieser Stelle mit ziemlicher Sicherheit behaupten:

Senken exogene Ketone den Blutzucker?
Ja, exogene Ketone senken den Blutzucker. Die alleinige Einnahme von Ketonestern oder Ketonsalzen genügt dafür.

Grundsätzlich hatten weder sportliche Aktivität, noch Gesundheit, Körpergewicht oder Prä-Diabetes Einfluss darauf, wie stark der Blutzuckerspiegel im Vergleich zur Baseline gesenkt wurde. Allerdings war der Effekt bei Ketonestern stärker als bei Ketonsalzen. Die Autoren konnten in folgenden Analysen zeigen, dass der Blutzucker senkende Effekt mit steigender Dosierung der exogenen Ketone stärker wird.

Wenn es um das Senken des Blutzuckers durch exogene Ketone geht heißt es also: Viel hilft viel 😉

Die Dauer der gezeigten Effekte belief sich übrigens auf mindestens 4 Stunden.

Diskussion

Der Mechanismus hinter der Blutzucker senkenden Eigenschaft exogener Ketone ist noch nicht klar. Eine Insulinreaktion halten die Autoren zwar nicht für 100%ig ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Zudem könnten die Mechanismen bei verschiedenen Voraussetzungen (gefastet, gesund, übergewichtig) unterschiedlich sein. Trotz identischer Ergebnisse bzgl. der Senkung des Blutzuckers.

Genau das ist ist mir hier noch einmal wichtig hervorzuheben:

Die exogenen Ketone haben den Blutzucker immer gesenkt.

Egal ob nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit, nüchtern oder in was für einem Zustand.

Schlussfolgerungen der Autoren

Die Überraschung dürfte an dieser Stelle nicht mehr groß sein.

Die Autoren concludieren: Exogene Ketone können in diversen Settings den Blutzucker senken.

BRISANT, WENN ICH ES SCHREIBEN WÜRDE – deswegen weise ich explizit darauf hin, dass es ein Zitat ist:

In light of the growing burden of T2D and insulin resistance, these results provide promising evidence on the potential therapeutic use of exogenous ketones.

In Anbetracht der steigenden Belastung von Diabetes Typ 2 und Insulinresistenz, bieten diese Ergebnisse vielversprechende Evidenz auf den potenziellen therapeutischen Einsatz exogener Ketone.

Exogene Ketone und Diabetes Typ 2 wird noch ein spannendes Feld – mal sehen, was in ein paar Jahren dazu gibt.
Hier sind natürlich verschiedene Interessengruppen am Werk. Pharmakonzerne, die Konkurrenz wittern… Wir werden sehen, was das gibt.

Wenn das hier Dein erster Keto Artikel war und Du jetzt mehr zu dem Thema wissen willst, findest Du hier garantiert alle Infos, die Du suchst.

Offene Fragen ansonsten gern in die Kommentare.

Herzliche Grüße

Dein Vincent Braukämper

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