Als ich Mitte März mit meinem rundlichen, Pilze vertickenden Maya Führer durch den Jungel vom Palenque spazierte – es war übrigens absolut unspektakulär – wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass dieser Ausflug noch so viel später Konsequenzen haben könnte…
Wasser trinken aus Quellen im Wald, ein paar kleine Krabbeltiere sehen, ein paar Pflanzen, Bäume… Ja, es war nett, aber nicht überwältigend – wahrscheinlich, weil das „Jungel“stück bereits sehr touristisch erschlossen war.
Die Zecke am Fuß entfernte ich Abends ganz selbstverständlich. Ernsthaft, ich habe jedes Jahr X Zecken, das ist einfach so, wenn man viel draußen ist.
Wenn Du meinen letzten Mexiko Artikel gelesen hast, weiß Du ja, was wenige Tage danach kam. Essen im mexikanischen Restaurant (es war eher eine Küche), Darminfekt und die Horror Story mit der Blinddarm (?) Op.
All das sollte noch ein viel längeres Nachspiel haben als ich es mir hätte träumen lassen. Und das Krasse ist: Das kann JEDEM passieren. Egal, wie viel man richtig macht.
Das tolle deutsche Gesundheitssystem
Denn 4-5 Wochen nach der OP – zurück in Deutschland, kerngesund, der Wiederaufbau der Kraft und Muskeln läuft auf Hochtouren – wache ich plötzlich mit einem Ziehen in der linken Hüfte auf. Kann sie nicht ganz strecken… hmm. Ohne vorherige Belastung. Seltsam. Aber ok, ein bisschen spazieren und das geht weg…
Nein. Es wird schlimmer und schon nach 2 Tagen ist der Schmerz so extrem, dass ich nicht mehr schlafen kann. Auch nicht mit Schmerzmitteln – und ich nehme sonst nie welche. Wirklich NIE. Außerdem beginnt er sich auszubreiten: Auf Adduktoren, Gluteus, übers Knie… die Muskeln verkrampfen und sowohl jede Ruheposition als auch jede Bewegung tut höllisch weh.
Dazu kann ich übrigens sagen: Das waren die Schmerzen meines Lebens. Wenn Du einfach plötzlich schreist, ohne dass Du es gemerkt hast merkst, dass Du einige Sekunden einfach weg warst, weil es so unerträglich ist… krass, das hätte ich nie für möglich gehalten.
Wer hilft Dir in so einer Situation?
Ich ging bereits am Montag zum Orthopäden. Naja, ich versuchte es. Und „gehen“ kann man es auch nicht wirklich nennen. Der erste Orthopäde war selbst krank, der zweite hatte keine Zeit und der Dritte…
Okay, aus Entertainment Gründen erzähle ich es.
Er testete meine Hüft-Innenrotation. 10 Grad. Nachdem ich bereits fast eine Woche die sich verschlimmernde Problematik hatte.
Im Wortlaut: „Oh. 10° Innenrotation. Da brauche ich Sie garnicht weiter testen. Da kann ich nur sagen: Das ist was Strukturelles. Man merkt das. Da muss das Labrum abgerissen sein oder so. Das haben Sie auch garantiert schon länger.“
Ich erklärte ihm natürlich, dass meine Innenrotation vor einigen Wochen – nein Tagen! – noch bei 45° war – ich habe sogar ein Video davon, wo Patrick Meinart den Innenrotationstest für unsere Squat Masterclass an mir demonstriert.
„Nein. Das kann nicht sein. Stehen Sie bitte mal auf und gehen Sie ein Stück. Ah! Sie haben Hüfthinken“.
Es folgte eine abenteuerliche und physiologisch nur teilweise korrekte Erläuterung seiner fragwürdigen Diagnose – in einer für eine nicht resiliente Person übrigens sehr gefährlichen Formulierung, doch ich war mittlerweile nur noch genervt. Hatte ich schon nicht erwartet, dass der Mann therapeutisch hilfreich sein könnte, so wäre ja zumindest eine anständige Diagnose wünschenswert gewesen. Aber offensichtlich wusste er deutlich weniger als ich selbst.
Da mein Geduldsfaden – unter anderem von den Schmerzen – bereits stark strapaziert war, drängte ich deswegen zügig auf eine MRT und Physiotherpie Überweisung und hüft-hinkte aus der Praxis.
Das muss man wohl aushalten können.
Den MRT Termin gab es 7 Tage später. Für den Physio hingegen musste ich nur 4 Tage unter maximalen Schmerzen warten. Zum Glück bekam ich aber einige Stunden, unmittelbar nach der Orthopädengespräch und auf eigene Kosten noch einen Termin bei Felix Neuhaus (Heilpkraktiker, KPNI, Physio). Er konnte das Bindegewebe etwas lockern, ohne sonst strukturell zu arbeiten und gab mir eine stresssenkende Infusion. Übrigens sollte das über lange Zeit die einzige Behandlung sein, die eine Verbesserung herbeiführen konnte. Eine Chance, das Problem zu lösen, hatte er aber nie gehabt – dazu gleich mehr.
Der Physio 4 Tage später testete und beobachtete ebenfalls ein paar Dinge, aber sagte mir dann – seriöserweise! – dass alles so hart und verspannt sei, dass er keine validen Tests durchführen könne und er auch nicht auf gut Glück irgendeine Behandlung vornehmen würde. Das wusste ich sehr zu schätzen. Endlich mal ein jemand, der seine Grenzen kennt und die Größe hat, das zu sagen. Kurt Fraeyman in Bochum.
Mein linkes Bein war zu diesem Zeitpunkt nicht nur bewegungsunfähig – sowohl aktiv als auch passiv – sondern schmerzte durchgehend im unerträglichen Bereich – wirklich, die Blinddarm Schmerzen, Bänderrisse, Knochenbrüche, Quetschungen, Verbrennungen und alles, was ich bisher schon erlebt habe, waren ein Witz im Vergleich – vor allem, weil die Schmerzen nicht aufhörten. Ich war schon lange über meine Grenze hinaus und wusste nicht, wie ich das noch weiter aushalten sollte.
Grenze erreicht.
Freitag Abend – durchgehend ohne Schlaf – hielt ich es einfach nicht mehr aus und fuhr mit dem Taxi in die Notaufnahme im Josefhospital Bochum. Dort ließ man mich – obwohl vorne Rollstühle standen! – durch das halbe Krankenhaus laufen und ich durfte 3,5 Stunden warten, um dann von einer Ärztin gesagt zu bekommen: Ohne MRT können wir nichts machen. Das ist kein Fall für die Notaufnahme, gehen Sie nach Hause. Hier haben Sie 2 Novalgin. Tschüss.
Ich dachte, ich wäre im falschen Film…
Hilft einem denn wirklich einfach niemand? In Deutschland?
Ich wusste nicht weiter und dachte mir: Du musst alles tun, was irgendwie geht. Vielleicht könnte ich ja so die Schmerzen ertragen und wenigstens mal wieder eine Nacht schlafen? Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 2 Wochen nicht geschlafen – lediglich zwischendurch Wegnicken aus Erschöpfung war immer wieder mal drin.
Also besorgte ich mir Gras. Und kiffte – zum ersten Mal seit Jahren – den Samstag ziemlich viel. Es half nichts…
Stattdessen kam dann ein Punkt, an dem ich richtig Panik bekommen sollte. Denn bisher war nur mein linkes Bein vollkommen bewegungsunfähig. Doch Montag begannen die Anfangssymptome auch rechts. Und ich wohne im dritten Stock. Ohne Aufzug. Und konnte selbst aufgrund der Einschränkung des linken Beines kaum noch auf Toilette gehen oder sonstwas.
Es MUSSTE irgendwas passieren. Die CD mit den MRT Bildern hatte ich bereits – die Auswertung ließ aber auf sich warten – ich habe sie übrigens bis heute, 8 Wochen später nicht bekommen – danke dafür an RADTOP in Bochum (Citypoint) *Ironie off*.
Allerdings ist eine meiner Athletinnen – sie wird den freien Handstand Pushup wahrscheinlich sogar noch vor mir schaffen – Radiologin. Sie bot mir an, dass sie auf ihrer Station die MRT – zuständigen Kollegen draufschauen lassen könne. Und ich ließ mich noch mitten in der Nacht bei ihr vorbeifahren und warf die CD mit den MRT Bildern in ihren Briefkasten.
Was ich hatte?
Die Nachricht kam am nächsten Tag recht zügig: Wassereinlagerungen im Gelenk und Muskel Ödeme. Aus dem Nichts? Von einem Tag auf den anderen? Das war erst der Anfang…
Whatever – sie half mir, sofort am Montag noch im Krankenhaus aufgenommen zu werden. Ich landete auf der chirurgischen Station, wurde noch in beiden Hüften punktiert und viiiel Blut wurde abgenommen.
Auf dieser Station sollte ich über eine Woche bleiben. Selten hatte ich so einen guten Eindruck von einem Krankenhaus. Bergmannsheil Bochum.
Ich wurde befragt. Viel befragt. Es wurde Blut abgenommen. Viel Blut. Auch das rechte Bein wurde immer schlimmer, außerdem wurden noch beide Füße dick. Ich saß seit dieser Zeit im Rollstuhl und war dankbar, dass ich genug Kraft im Oberkörper habe, um mich mit den Stützen noch – unter Schmerzen und Krämpfen – alleine aufs Klo setzen zu können. Oh Shit 😉
Was kam raus? Nichts. Einfach nichts. Aber für die Ärzte gab es einen Schlüsselmoment – für mich eher eine amüsante Situation…
Die mexikanische Zecke
Tatsächlich hatte ich bereits bei der Aufnahme und auch schon mehrfach gesagt, dass ich einen Zeckenbiss hatte. Das war nie besonders beeindruckend gewesen – warum auch.
Eines Tages kam ein Arzt zur Visite – die anderen warteten vor dem Zimmer, denn mittlerweile wussten sie auch nicht mehr so richtig weiter. Er fragte mich wieder dieselben Dinge und ich bestätigte noch einmal, dass ich einen Zeckenbiss gehabt hatte, in Mexiko.
Seine Augen wurden groß und er rief: „In Mexiko?!“ – Ehm, ja?
„Eine mexikaaaanische Zecke?“ – Ehhhm. Genau.
Er stürmte aus dem Zimmer und rief den anderen Ärzten zu: „Er hatte einen Zeckenbiss – in Mexiko!“ – „Nein – eine mexikaaaaanische Zecke!?“… ich dachte ich sei im falschen Film. Als ob mexikanische Zecken eine eigene, besonders todbringende Art wären.
Sofort waren alle Chirurgen davon überzeugt, dass ich Borelliose hätte und ich bekam entsprechende Antibiotika… einer OP mit Gelenkspülung, die eigentlich geplant gewesen wäre, entging ich aber Dank der mexikanischen Zecke noch.
Kurzer Einschub
Auch, wenn ich mich hier etwas amüsiert habe, möchte ich klarstellen: Die Chirurgen im Bergmannsheil waren die ersten, die wirklich ein Interesse daran hatten und alles dafür getan haben, mir zu helfen. Das ist in unserem System nicht selbstverständlich und ich bin super dankbar dafür!
Am nächsten Tag kam dann heraus:
Keine Borrelien.
Natürlich hatte ich auch schon selbst recherchiert – übrigens in Mexiko. An mexikanischen Zecken ist nichts besonders. Aber immerhin wars lustig – ich frage mich bis heute, ob sie wohl einen Sombrero aufhatte.
Wie auch immer – die Situation wurde nicht einfacher. Seit Tagen wurde „auf Laborwerte gewartet“. Es wurde versucht, mit den Internisten zusammen zu arbeiten, aber die hatten nicht wirklich Bock.
Was machst Du als Sportler in so einer Zeit?
Egal wie dreckig es Dir geht: Wenn Du funktionierende Mitochondrien hast, willst Du Dich bewegen. Auch, wenn es wehtut.
Ich trainierte im Krankenhaus jeden Tag. Das, was ging. Archer Pushup Varianten. Rudern und Armtraining mit Gummibändern. Hochfrequent. Und ich ging in die Sonne.
Draußen waren über 20 Grad und Sonnenschein und außer zur Visite kümmerte sich nach den ersten Tagen niemand mehr um mich.
Also dachte ich mir: Ich tue ALLES, um so gesund wie möglich zu sein. Ich war der einzige Assi, der Oberkörper frei in seinem Rollstuhl auf dem Platz vorm Haupteingang saß und dafür sorgte, genug Vitamin D3 zu produzieren – wichtig für die Entzündungsregulation. Außerdem gab es da ein tolles Geländer für Klimmzüge.
So ließen sich die Tage ganz gut aushalten. Außerdem brachten mir Freunde und Familie die richtigen Supplemente und vernünftiges Essen.
So blieb der Oberkörper wenigstens in Form, während die Beine – absolut ohne Bewegung – in Rekordzeit schwanden. 5 kg weg. Das geht echt schnell, wenn man sie nichtmal bewegt.
Worauf ich (bis hier) sehr stolz bin
Es ist ja in Deutschland nicht gern gesehen, wenn man stolz auf etwas ist. Das ist dann direkt selbstverliebt, arrogant oder sonstwas. Wer so denkt, darf sich gerne von meiner Seite verabschieden – denn die eigenen Errungenschaften selbst zu achten und sich daran zu erfreuen, ist Teil einer positiven Lebenseinstellung und eines gesunden Selbstbewusstseins.
Bis zu diesem Punkt – und wir reden von mittlerweile 3 Wochen unter Schmerzen, im Krankenhaus, ohne Aussicht auf Besserung – hatte ich es geschafft, das Ganze immer noch entspannt zu nehmen, locker zu bleiben, selbst Witze darüber zu machen und vor allem auf mich zu achten.
In einem Umfeld von Assis, die direkt nach ihrer Amputation oder sonstigen OP rauchend und Müll fressend das Krankenhaus bevölkern.
Es war geil, zu sehen, wie viel ich aushalten kann und mich trotzdem darauf verlassen kann, dass ich zu meinen Werten stehe und mein Ding durchziehe.
Was ich (bis hier) lernen durfte
Niemals hätte ich gedacht, so lange so unfassbar viele Schmerzen ertragen zu können.
Eine weitere Erkenntnis war: Der Tod hatte ja bereits keinen Schrecken mehr für mich, aber Anfangs hatte ich absolute Panik davor, mein Leben ab jetzt eventuell im Rollstuhl verbringen zu müssen. Wirklich, diese Angst überwältigte mich sogar kurz, vor allem an dem Sonntag als das rechte Bein ebenfalls begann, auszufallen.
Allerdings war ich umso begeisterter, als ich merkte, dass ich selbst im Rollstuhl glücklicher, stärker und gesünder bin als die meisten lauffähigen Menschen. Natürlich sind die Durchschnittsleute kein Maßstab und ich messe mich an meinen eigenen Standards. Doch auch diesbezüglich kann ich sagen: Auf die kurze Zeit konnte ich damit leben.
Auch war es spannend, zu sehen, wie die Welt aus der Sicht eines Behinderten aussieht. Du suchst andere Wege, siehst die kleinsten Kanten als Barrieren, suchst Leute, die Dir helfen können, musst lernen, Hilfe anzunehmen (wenn Du es noch nicht kannst)… das ist schon was…
Leider sollte dann etwas kommen, was meine Grenzen ein weiteres Mal massiv überschritt…
330 Minuten Wartezeit?
Die Ärzte wussten nicht mehr weiter und machten einen Termin im Rheumazentrum Ruhrgebiet für mich. Ich wurde hingefahren und war um 9.30 da – eine halbe Stunde vor meinem Termin. Die ganze Story erspare ich Dir – doch bis ich dran war, war es 15.30 Uhr. Um dann zu erfahren, dass weder meine Laborwerte noch Akte noch sonst irgendetwas übermittelt worden war.
Allerdings teilte mir der Arzt seine Vermutung mit – die gleiche, die auch mein Onkel und mein Tante (ebenfalls Ärzte) mir bereits mitgeteilt hatten, der aber im Bergmannsheil nicht weiter nachgegangen worden war: Nämlich dass die die Symptome perfekt auf eine reaktive Arthritis passen würden und diese sehr wahrscheinlich sei.
Damit müsse ich unbedingt ins Rhemauzentrum. Die Verlegung wurde für den übernächsten Tag angesetzt.
Allerdings ließen meine Beschwerden seit diesem Tag massiv nach. Ich konnte schon einige Meter mit Stützen gehen und die Schmerzen waren meist erträglich – teilweise sogar ohne Schmerzmittel. Und es wurde von Tag zu Tag besser.
Die Verlegung wurde allerdings über meinen Kopf hinweg entschieden und so ging es also 2 Tage später noch einmal richtig rund… denn das Einzige, was an manchen Orten entscheidend ist, ist…
Die Abrechnung.
Ich wurde also ins Rheumazentrum Ruhrgebiet verlegt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich sogar schon wieder – langsam und eingeschränkt – selbst gehen. Das Erste, was der leitende Arzt mir sagte, war, dass ich zwei Wochen dort bleiben müsse. Ehm. Ja, das hat er selbst geglaubt und ich war ehrlich gesagt auch etwas überrumpelt von so viel Realitätsverlust.
Doch schließlich müsse ich eine Therapie durchlaufen. Das Ganze wurde immer abenteuerlicher und bevor ich die drei Gespräche wiedergebe, die meinen Kragen zum Platzen brachten, schildere ich Dir einmal kurz die Organisation der in dieser… Anstalt.
Man bekommt dort einen Stundenplan. Mit sogenannten Anwendungen. Zu denen man hingehen muss, damit gesehen wird, dass man sich Mühe gibt. Wtf. Man darf außerdem das Krankenhaus bzw. dessen Fläche nicht verlassen – aus Versicherungsgründen und, halt Dich fest, wegen Corona. Lachsmileys gibts hier leider nicht. Whatever. Was passiert denn, wenn man die Linie überschreitet, die das Krankenhausgebiet anzeigt oder erwischt wird? Oh oh. Dann gibt es richtig Ärger. Und vielleicht sogar einen Eintrag in die Akte. Was für eine Akte bitte? Das Klassenbuch? Auch mit Entlassung aus der Klinik wurde gedroht.
Wenn Du mich kennst, weißt Du, wie sehr mir dumme Regeln gegen den Strich gehen. Jetzt war ich schon massiv verärgert, aber ich dachte mir: Vielleicht können die mir hier ja wirklich noch ein Stück weiter helfen. Ich schaue es mir an. Und so kamen die zwei Gespräche, die das Fass zum Überlaufen bringen sollten.
Damit WIR das abrechnen könnnen
Noch am Tag der Verlegung sprach ich also mit dem zuständigen Arzt.
Ich sagte ihm: Ich möchte keine zwei Wochen hier bleiben. Dafür geht es mir viel zu gut.
Er antwortete: Nein, Ihnen geht es nicht gut. Außerdem ist das unsere Regel für Verlegungen, dass Sie zwei Wochen hierbleiben.
Ich dachte ich hör nicht richtig. Der sagt mir, wie es mir geht? Während er schwabbelig und schnaufend vor mir sitzt? Natürlich blieb ich geduldig, aber machte klar: Mir geht es gut und zwei Wochen hier bringen mir nichts und kosten mich außerdem extrem viel Einkommen. Ich bin selbstständig.
Er war offensichtlich nicht begeistert, aber nahm meinen Einwand zur Kenntnis…
… und ließ im weiteren Verlauf des Gespräches einen Entschluss in mir reifen. Er fragte mich, welche Schmerzmittel ich nehme. Meine Antwort: Keine. Ich habe keinen Ruheschmerz und der andere ist erträglich.
Ouh. Dann sollten Sie die aber sofort wieder nehmen.
-Warum? Wenn ich keine Schmerzen habe?
Ja, dann weniger.
– Warum, ich habe keine Schmerzen.
Ja, wegen der Entzündungswerte.
– Haben Sie sich die Entzündungwerte mal angeschaut?
Oh, ja, die sind gesunken. Normbereich. Trotzdem.
„Trotzdem“ ist keine Begründung für eine Medikamentation.
Der 3te Knaller kam direkt danach:
Wir machen ein MRT. Vom Fuß.
– Ich habe 2, von welchem?
Vom Dickeren.
– Im linken ist das Großzehgrundgelenk geschwollen, im rechten die Sprunggelenke. Kommt es nicht auf die betroffene Struktur an?
Ehm. Und welcher ist dicker?
– Der Rechte.
Dann vom Rechten.
Ein tolles Gespräch. Nicht. Doch das Fass zum Überlaufen brachte die Aussage eines anderen Mitarbeiters.
„Damit WIR das abrechnen können“ (2)
Einige Stunden später sollte ich meinen Stundenplan bekommen. Für die Therapie. Die Anwendungen.
Ich war bereits maximal gereizt. Und dann wurde mir gesagt, was ich alles machen sollte. Die nächsten zwei Wochen… Hockergymnastik und andere Kurse für unsportliche Großmütter sowie weiteren Irrsinn, von dem mir 90% offensichtlich rein garnichts bringen würde.
Das sprach ich auch an:
– Fast alle dieser Anwendungen sind in meinem Fall sinnlos. Warum sollte ich die machen?
Sie müssen eine gewisse Anzahl an Anwendungen machen, damit wir das mit der Krankenkasse abrechnen können.
– Das heißt, ich soll hier Zeit mit Anwendungen verbringen, die mich nicht gesünder machen und Zeit kosten, damit Sie das abrechnen können?
Ja, so sieht’s leider aus.
Nicht mit mir.
Ich fasste den Entschluss, am Folgetag noch die Visite abzuwarten, um Laborergebnisse zu bekommen und danach einfach zu gehen.
Damit die Schwestern sich darauf vorbereiten konnten, teilte ich ihnen das auch schon mit – das Pflegepersonal war übrigens super freundlich und hilfsbereit.
Die Visite am nächsten Tag – dem Freitag – verpasste ich aber, weil ich da das Fuß MRT hatte. Zum Glück konnte ich durch etwas Hartnäckigkeit erreichen, dass der Arzt um 15 Uhr noch einmal mit mir sprach:
Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie.
*Erwartungsvoller, skeptischer Blick*
Die gute Nachricht ist: Sie dürfen morgen gehen.
Aha.
Die schlechte Nachricht ist: Das Sprunggelenk ist entzündet.
Ach ne. Bei einer reaktiven Arthritis. Wie auch immer – er bot mir an, das Gelenk zu punktieren. Dieses Angebot nahm ich gerne an und so wurden eine halbe Stunde später 13 ml Gelenkflüssigkeit ohne Narkose aus meinem Fuß gezogen. Dafür war ich wirklich dankbar, zumal ich es dem Arzt ja – aus seiner Perspektive – echt nicht leicht gemacht hatte.
Was es wirklich war
… erfuhr ich ca. 10 Tage nach der Entlassung.
Natürlich war es nicht die mexikanische Zecke. Sondern? Ich hatte eine Yersinien Infektion (bakterielle Infektion, in der Regel durch Nahrungsmittel).
Blutiger Durchfall und Schmerzen im rechten Unterbauch sind ein typisches Symptom dafür.
Die Ärzte im mexikanischen Krankenhaus müssen das gewusst haben, aber die Situation ausgenutzt haben, um mir den Blinddarm zu entnehmen und diese Operation extrem teuer abzurechnen (31.600 US $ – in Deutschland kostet dieselbe Op ca 2500 €).
Die reaktive Arthritis kann nach solchen Infektionen auftreten (3-6 Wochen später) und Dich endgültig erledigen. Sowas gibts übrigens auch in Deutschland. Man kann einfach Pech haben.
(Wird übrigens behandelt mit Antibiotika und NSAR – für die Erhaltung und den Wiederaufbau einer gesunden Darmflora habe ich mega Tipps von Chris Eikelmeier bekommen – danke dafür!)
Mein Glück (?) war…
Naja, Glück gibt’s selten, aber gute Vorbereitung gibt es.
Dass ich die Sache in Mexiko nicht nur überlebt, sondern tatsächlich auch ganz gut verkraftet habe, lag sicherlich daran, dass ich noch 6 kg Muskeln übrig hatte, die ich in den Wochen ohne Nahrung und mit blutigen Durchfall mit OP dazwischen nutzen konnte, um mich quasi selbst zu verdauen und zu heilen.
Die schnelle Genesung hier im Lande, der erfolgreiche und für viele unvorstellbar schnelle Wiederaufbau der Kraft und Muskulatur… all das ist kein Glück.
Sondern?
Ganz klar: Die Ergebnisse eines funktionierenden Stoffwechsels. Metabolischer Flexibilität, guter Insulinsensitivität und einiger weiterer Dinge. Die Ergebnisse meines Systems. Ja, das kannst Du auch haben. Fore free. Aktuell bekommst Du (innerhalb Deutschlands) meinen Bestseller „Intelligent Essen“ gratis nach Hause geschickt. Dort erfährst Du, wie Du durch Deine Ernährung nicht nur einen leistungsfähigen, gesunden Körper mit athletischer Optik erschaffst, sondern eben auch maximal widerstandsfähig bist – ohne Diät. Super easy.
Hier erfährst Du mehr dazu.
Und jetzt?
Mittlerweile bin ich schon ein paar Wochen wieder aus dem Krankenhaus raus, brauche keinen Rollstuhl mehr und habe letzte Woche angefangen, sehr vorsichtig auch den Unterkörper wieder mit Gewichten zu trainieren. Es geht rapide bergauf.
Zusammenfassend kann ich sagen:
- Ich bin (wieder einmal) schockiert darüber, wofür in unserem Gesundheitssystem Kapazitäten vorhanden sind und wofür nicht, wie man allein gelassen und nur durch eigene Connections überhaupt behandelt wird, wenn man wirklich etwas hat und was man so mit den „Experten“ erleben darf.
- Es war eine krasse Erfahrung, im Rollstuhl zu sitzen und diese Perspektive einmal einnehmen zu dürfen.
- Es war – wieder einmal – gut zu sehen, dass sich das mental game lohnt und funktioniert (Sport, positive Lebenseinstellung, gesunde Ernährung auch in dieser Extremsituation).
- Ich bin dankbar dafür, dass ich den Irrsinn unseres Systems schon vor vielen Jahren erkannt habe und mir mittlerweile in so vielen Fällen selbst helfen kann.
–> Gesundheit ist und bleibt in der Eigenverantwortung.
–> Ein grundsolides Fundament an mentaler Stabilität ist das größte Kapital.
Was man dafür tun kann, liegt auf der Hand:
- Zum Beispiel das Thema Ernährung zu meistern. Für jeden, der lesen kann, machbar, denn meinen Bestseller dazu gibt es bald wieder in der neuesten, 4ten Auflage.
- Oder sich regelmäßig zu bewegen, auch an der frischen Luft und in der Natur.
- Und vor allem: Die eigene Resilienz und innere Stärke gezielt aufbauen.
Bevor ich jetzt einen zweiten Blogartikel in diesen sowieso schon viel zu langen Text hier hämmere:
Danke fürs Lesen bis hier. Mein bestgemeinter Rat: Nimm Deine Gesundheit so gut wie möglich selbst in die Hand. Ich helfe Dir gern dabei – hier im Blog, auf Insta und natürlich auch in den ständig weiterentwickelten Coaching Formaten.
Beste Grüße
Dein Vincent