Das Gift im Getreide – Gluten und ATIs

Während viele Leute immer noch stumpf ihre Kalorien zählen und sich wundern, warum sie trotz Defizit nicht abnehmen oder ständig schlapp sind, haben andere lange verstanden: Es kommt auf deutlich mehr an.

Eine erfolgreiche Ernährungsstrategie muss zum Immunsystem passen.
Sie darf das Nervensystem nicht durcheinander bringen.
Sie ist an Erholung und Bewegung gekoppelt.

Die Evidenz – und damit ist sowohl die Wissenschaft als auch die Praxis gemeint – zeigt immer deutlicher: Stoffe aus Getreide, insbesondere Weizen (wozu auch Dinkel, Emmer und Einkorn gehören), Roggen und Gerste, sind für den Menschen alles andere als gesund. Dabei ist die Rede meist von Gluten – und etwas seltener den ATIs (Amylase-Trypsin-Inhibitoren).

Keine Zöliakie. Keine Glutenintoleranz?

Viele haben es 2024 immer noch nicht verstanden – und das ist bei all den Fehlinformationen im Internet auch kein Wunder: Eine Glutenintoleranz, eine erhöhte Glutensensitivität und eine Zöliakie sind komplett unterschiedliche Dinge.

Manche Menschen bemerken nach Glutenkonsum nichts. Einfach nichts. Sie reagieren weder besonders sensitiv noch intolerant gegen Gluten.

Viele bemerken dabei jedoch nicht, dass sie schneller altern, oft müde, abgeschlagen, energielos sind und weitere Symptome stiller Entzündungen sich nach und nach entwickeln.

Anmerkung aus der Praxis: Interessanterweise sind das oft genau die Leute, die dann ständig Teilchen vom Bäcker, Pizza, Kuchen, Nudeln essen und fest überzeugt sind, dass diese „Nahrungsmittel“ ihnen nichts anhaben können. Ihre Entzündungssymptome oder die Weizenwampe ignorieren schon fast notorisch.

Der Bösewicht heißt Gliadin

Trotzdem gibt es Unterschiede und manche Menschen weisen eine bereits gute Anpassung an Gluten auf. Sie verfügen z. B. über Verdauungsenzyme, die das kritische Gliadin neutralisieren.

(Gliadin beim Weizen, Secalin beim Roggen, Avenin beim Hafer, Hordein bei der Gerste sind sogenannte Prolamine: Proteinsequenzen, die sehr resistent gegen den Abbau durch menschliche Verdauungsenzyme, z. B. Trypsin, sind. Diese, sehr ähnlichen Gliadine, die oft zu immunomlogischen Reaktionen führen, werden unter Glutene zusammengefasst.)

Auch Dinkel enthält ATIs und Gluten
Sidefakt: Dinkel ist das Getreide mit dem höchsten Glutengehalt.

Zudem unterscheiden sich die Glutensorten ein wenig. Während das Gluten von Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste recht ähnlich ist, enthält Hafer z. B. grundsätzlich auch erst einmal Gluten, dieses wird jedoch von vielen, selbst sehr glutensensitiven Individuen, besser toleriert.

Auch Mais, Reis und Hirse enthalten Prolamine, diese lösen allerdings keine immunologische Reaktion aus und zählen deswegen nicht als Gluten.

Gluten ist für jeden toxisch.

Der Körper betrachtet es als Pathogen. Nur nicht jedes Immunsystem reagiert gleich darauf.

Glutenforscher Dr. Fasano (Harvard).

Wir haben dieses Thema schon oft behandelt, z. B. hier. Deswegen mag ich an dieser Stelle das Augenmerk nicht mehr auf die entzündliche Wirkung von Gluten eingehen, sondern diesen Artikel dem Faktor widmen, den die meisten übersehen:

ATIs im Getreide

Denn während Glutenproteine bei der Entstehung und Verschlimmerung von Entzündungen auf Darmebene schon eine große Rolle spielen, beschränkt sich die Aktivität der ATIs nicht nur auf den Darm, sondern sie können Entzündungszellen und Botenstoffe aktivieren, die durch den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangen.

So können sie z. B. bereits bestehende Entzündungsprozesse in Organen verstärken, z. B. der Leber und der Lunge.

Besonders alarmierend ist aber, dass sie auch im zentralen Nervensystem ihre Wirkung entfalten können.

Kein Weizen bei Autoimmunkrankeiten?

Es wird tatsächlich immer mehr davon ausgegangen, dass ATIs auf diese Weise bestehende Symptome von chronisch entzündlichen Krankheiten wie MS (multiple Sklerose), Arthritis oder Asthma verstärken.

Auch weitere Autoimmunerkrankungen oder neuroinflammative Problematiken (Migräne? Depressionen?) oder neurodegenerative Krankheiten (Alzheimer? Parkinson?) sind mit einem entsprechenden Entzündungsgeschehen assoziiert.

Wer hier betroffen oder familiär vorbelastet ist, tut auf jeden Fall gut daran, seinen Getreidekonsum einmal kritisch zu hinterfragen.

Idee: Einfach mal 1-3 Monate auf sämtliche Gluten- und ATI- Quellen verzichten und schauen, wie die Welt dann aussieht? Dazu die Basics für einen gesunden Darm umsetzen oder die Top 5 entzündungsregulierenden Nahrungsergänzungsmittel einsetzen? Für viele die Verbesserung ihres Lebens.

Wieviel ATIs enthält Weizen?

Die Variation ist stark. Deswegen gibt es keine, auch nur ansatzweise einheitlichen, Angaben.

Manche Weizensorten werden auch so gezüchtet, dass der ATI Gehalt geringer ausfällt. Ebenso hat die Anbaumethode einen gewissen Einfluss darauf. Ob eine entsprechende Reduktion der ATIs die Verträglichkeit des Getreides verbessern kann, bleibt außerdem fraglich. Die Forschung konnte bisher noch nicht zeigen, welche ATI-Menge kritisch ist. Zudem werden auch dort individuelle Unterschiede, insbesondere bzgl. Darmgesundheit, Immunsystem, Stress und Alltagsbelastung, eine Rolle spielen.

Spannend: Bei einer Untersuchung des Keyserlingk-Instituts für Saatgutforschung und Getreidezüchtung, in der 85 Weizen- und 15 Dinkelsorten getestet wurden, stellte sich eine Weizensorte namens Goldritter als am ATI-ärmsten heraus. Von 32 freiwillgen Testpersonen, die unter eine Weizenunverträglichkeit litten, vertrugen 29 das Goldritter-Brot.

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Sind also nur die ATIs also das Problem und nicht das Gluten?

Naja, das kann man so nicht behaupten. Eine einmalige Gabe zu vertragen oder einem dauerhaften Konsum standzuhalten, das sind zwei verschiedene Dinge. Am Wochenende zwei Bier oder jeden Tag zwei Bier – das macht einen Unterschied für den Körper – wenn Du verstehst, was ich meine.

Gluten hat definitiv einen destruktiven Einfluss auf den Darm.

Viel spannender für die Praxis ist eben: Getreide hat hohes Problempotenzial, selbst, wenn man – theoretisch – Gluten sehr gut verträgt.

Hat Sauerteig ATIs?

Die ATI-Konzentration kann bei der Verarbeitung zu Sauerteig teilweise reduziert werden. Dies ist aber nicht zwangsläufig bei jedem Sauerteig der Fall.

Grundsätzlich sinkt bei der Teigführung, je nach Methode, zwar der Gluten-Gehalt, der ATI-Gehalt ist allerdings schwieriger zu beeinflussen.

Fazit und Praxis zu Weizen, Getreide, Gluten und ATIs

Gluten und ATIs kommen zusammen.

Welche Effekte genau durch was verursacht werden, ist noch nicht klar.

Fakt ist: Beide verursachen Entzündungen.
Und ATIs sogar nicht nur im Darm, sondern im gesamten Körper, also auch Organen und Nervensystem.

Wer an einer Autoimmunerkrankung leidet, tut sich möglicherweise einen großen Gefallen, wenn er eine No-Gluten/ATI-Diät für einen Zeitraum von 1-3 Monaten testet und gleichzeitig aktiv gegen Entzündungen vorgeht.

Wichtiger Hinweis

Dieser Beitrag basiert auf aktuellen (02/2024) Studien, ist allerdings nicht zur Selbstdiagnose geeignet. Aus rechtlichen Gründen muss ich darauf hinweisen: Auch, wenn er möglicherweise auf dem Stand von vor 20 Jahren ist oder sich nie tiefergehend mit dem Thema befasst hat, sind medizinische Maßnahmen mit dem Arzt abzusprechen.

Offene Fragen gern in die Kommentare.

Herzliche Grüße
Dein Vincent

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