Intervallfasten bringt doch nichts? Ein Studien Review

Endlich wieder eine Meta-Analyse, die uns die Welt erklärt. Wir lagen falsch! Oder auch nicht?

Neue Studie zum Intervallfaten

In der vorliegenden Studie
„Time-restricted eating with calorie restriction on weight loss and cardiometabolic risk: a systematic review and meta-analysis“
(Sun JC, Tan ZT, He CJ, Hu HL, Zhai CL, Qian G.; Eur J Clin Nutr. 2023 Nov;77(11):1014-1025. doi: 10.1038/s41430-023-01311-w. Epub 2023 Jul 24. Erratum in: Eur J Clin Nutr. 2023 Sep 8;: PMID: 37488260; PMCID: PMC10630127.)

wurde untersucht, inwiefern sich Intervallfasten (time restricted eating) in Kombination (!) mit einem Kaloriendefizit auf Gewichtsreduktion und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt.

Wenn ich jetzt im Bro-Science-Social-Media unterwegs bin, sehe ich die Influencer schon schreiben – es ist eben doch NUR das Kaloriendefizit!
Denn tatsächlich wurde gezeigt: Für Blutfettwerte, Blutzucker und Blutdruck hatte das Intervallfasten keine zusätzlichen positiven Effekte.

Ich will Dich aber auch nicht lange auf die Folter spannen: Der Gewichtsverlust und Körperfett-Verlust war in Kombination mit Intervallfasten signifikant größer.

Damit ist das Thema eigentlich schon im Abstract abgehakt und Du kannst schauen, wie Du Dein Intervallfasten Game für maximale Resultate optimierst oder Deinen Fettstoffwechsel auf die Schnellstraße bringst.

Und jetzt für alle, die mehr zur Studie wissen wollen

Es geht in der vorliegenden Meta-Analyse explizit um die Kombination aus Fasten und Kaloriendefizit:

[…] to evaluate the efficacy of TRE with CR on weight loss and cardiometabolic risk.

Es wurde also nicht Fasten vs. Kaloriendefizit getestet und es gibt eine weitere, große Limitierung bzgl. der Aussagekraft.

Wir schauen es uns im Schnelldurchlauf an, damit niemand verwirrt wird.

Der Kracher, den wir nicht verleugnen können:

Intervallfasten plus Kaloriendefizit erzielte unterm Strich keine besseren Ergebnisse als das Kaloriendefizit ohne Intervallfasten.

Die besseren Ergebnisse bezogen worauf?

  • Blutdruck.
  • Blutzucker, Insulin und/oder HOMA-Index
  • Blutfettwerte.

Im Bezug auf Fett- und Gewichtsverlust war die Kombination mit Intervallfasten explizit effektiver.

Wichtig: Trotzdem sind wir hier ein einer Meta-Analyse, in der die Daten verschiedenster, als geeignet befundener Studien zusammengefasst wurden.

Diese Metastudien sind zwar super aufschlussreich, aussagekräftig und wertvoll, allerdings geht hier auch extrem viel Kontext verloren – gerade bei einem Thema, wo kleine Details und Anpassungen eine wichtige Rolle spielen.

Wenn Du z. B. schon eine Weile in diesem Blog liest, weißt Du, dass ich, trotz solcher, unterstützender Studienergebnisse, Intervallfasten niemals ohne die Kombination mit Sport und Bewegung empfehle – weil dadurch sonst zu viel Muskelmasse verloren geht und der JoJo-Effekt recht sicher ist. So ein Faktor verändert bereits alles – und deswegen werfen wir jetzt auch einen noch genaueren Blick in die Studie.

Untergruppen Analysen?

Auch den Autoren war scheinbar durchaus bewusst, dass hier ein möglicher Schwachpunkt liegen könnte – z. B. allein beim Timing der Fasten-Interventionen.

So arbeiteten sie z. B. heraus, dass morgendliches Fasten + Kaloriendefizit effektiver ist als abendliches Fasten + Kaloriendefizit.
Und nein, auch das kann man jetzt nicht verallgemeinern, wenn X andere Faktoren im persönlichen System eine Rolle spielen – es zeigt lediglich, dass man Studien mit Vorsicht und Verstand genießen darf.

Schauen wir uns die erste, spannende Frage an:

Wie wurden die Daten ausgewählt?

Neben einigen demografischen Kriterien wurde darauf geachtet, dass

  • die Fastengruppen mindestens 12 Stunden fasteten
  • Frauen 1200-1500 Kalorien aßen und Männer 1500-1800
  • die Studien mindestens einen der relevanten Risikofaktoren untersuchten (Gewichtsverlust, Fettverlust, Blutdruck, Blutzucker, Insulin, HOMA-Index oder Blutfettwerte)
  • Studien, in denen die Probanden zusätzliche Abnehm-Therapien durchliefen, nicht berücksichtigt wurden.
  • Studien, recht lange durchgeführt wurden, um Langzeiteffekte zu beurteilen.

Von 1347 gescreenten Studien wurden final acht Studien mit insgesamt 579 Probanden in die Meta-Analyse einbezogen.
Worüber jetzt also wie eine Weltneuheit berichtet wird, sind die zusammengerechneten Resultate aus acht Studien.

Das ist zwar nicht besonders viel, allerdings sind Langzeitstudien auch extrem selten.

Alle Teilnehmer waren übergewichtig, in einer Studie sogar mit Diabetes. 147 waren Männer, 432 Frauen.

Was sagen die Studienergebnisse?

Die Autoren arbeiten klar heraus:

Es kann bestätigt werden, dass die Kombination aus Intervallfasten und Kaloriendefizit ein geeignetes Tool zur Verbesserung der Körperkomposition ist und führen dafür auch weitere Gründe an, wie z. B. metabolische Vorteile und Effekte – im Endeffekt Fettstoffwechsel Optimierung, wie auch die Autoren bestätigen:

Furthermore, mounting proof validates that TRE promotes a fuel switch from glucose to fatty acids, […]

Auf Blutfettwerte und HOMA-Index hingegen hat Intervallfasten keinen zusätzlichen, positiven Impact.

Also unterm Strich?

Eigentlich nichts Neues!

Intervallfasten funktioniert. Und wenn Du gesund sein willst, musst Du halt auch Sport machen, gute Fette zu Dir nehmen und wenn Du übergewichtig bist, auch weniger essen.

Und die richtigen Dinge essen, denn 1800 Kalorien aus Transfetten, Fruktose und Gluten wirken sich anders aus als 1800 Kalorien aus Fleisch, Fisch, Eier, Obst, Gemüse und Nüssen. Wenn Du jemanden im Internet siehst, der das leugnet: Renn.

In diesem Sinne: Lass Dich nicht ver***hen und nutze weiterhin intelligente Systeme, um Deinen Fettstoffwechsel zu optimieren!

Herzliche Grüße
Dein Vincent

Strength und Performance Coach in Bochum

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