Gerätetraining als ATHLET? | Falscher Stolz und verschenkter Progress

Gerätetraining ist „stumpfes Pumpen“, nicht „funktional“… in den letzten Jahren hat sich gerade unter den Athleten eine abwertende Haltung zum Thema Kraftgeräte entwickelt. Schauen wir uns mal genauer an, was es damit auf sich hat.

Gerätetraining – zu Recht verachtet?

Beim Training an Geräten ist der koordinative Anspruch stark reduziert. Es gehört nicht viel Skill dazu, ein Gerät richtig zu bedienen. Man muss also erstmal nicht wirklich was dafür drauf haben.
Außerdem ist die Muskelaktivierung bei freien Übungen, z. B. an der Langhantel und in den Ringen, deutlich höher. Schließlich muss extrem viel stabilisiert werden. Das ist bei Geräten nicht der Fall.

Aus diesen Gründen schlussfolgern helle Köpfchen, dass Geräte grundsätzlich dem freien Training unterlegen sind. Und sie haben damit Recht: Besonders für gesundheitlich nicht eingeschränkte Anfänger macht es einfach Sinn, den Fokus auf freies Krafttraining zu legen.

Eine Frage der Effizienz

Bis zu einem gewissen Stadium des Trainingsfortschritts ist freies Training einfach deutlich effizienter.
Doch irgendwann kippt dieser Punkt. Ich weiß, ich habe das im Artikel zur Trainingsplanung mit Köpfchen schon genauer beschrieben und wenn Du ihn gelesen hast, dann weißt Du:

Sobald die Muskeln koordinativ optimiert sind, Du also den existierenden Muskel maximal effizient nutzt, ist einer der spannenden Treiber für Kraftzuwächse? Richtig, der Muskelfaserquerschnitt. Wie dick der Muskel ist.
Wie erhöht man am besten den Muskelfaserquerschnitt? Auch richtig: Durch mechanischen Overload. Progress. Mehr Gewicht oder mehr Reps.

Das kannst Du natürlich mit freien Übungen machen. Z. B. 3-10 Sätze Ring Liegestütze am Ende des Trainings, um die Brust auszubelasten.

Das Problem?

Wirst Du verstehen, wenn Du einen intensiven Skillpart (z.B. Olympic Lifting, Sprint, Handstandpushups oder sonstwas) und einen Kraftpart mit schweren Grundübungen hinter Dir hast: Nach diesen Hauptteilen des Trainings bist Du – wenn Du halbwegs Gewicht bewegst – einfach schon müde. Dein Nervensystem ist erschöpft.

Jetzt möchtest Du aber noch metabolische Reize setzen, um den Muskel weiter zu überladen.

Das Nervensystem ist jetzt die limitierende Ressource

Und da kommen die Maschinen ins Spiel. Während der Ring Liegestütz Spannung im ganzen Körper erfordert, kannst Du an einer guten Brustpresse einfach viel mehr Load auf Deine Brust bringen, ohne, dass es Dein Nervensystem überanstrengt. Es ist kein Problem, noch 10 Sätze an der Brustpresse (oder 3 Supersätze oder sonstwas) bei hoher Intensität abzuarbeiten.

Muskeln wirklich ausbelasten

Als tolles Beispiel dafür, wie gut man einen Muskeln auslasten kann, nehme ich gerne die Hammer Strength Shoulder Press bei FitX. Die 40 kg Kurzhanteln kann ich vielleicht 1-3 mal im vollen Bewegungsumfang sitzend drücken. Bei der Plate-loaded-Shoulder Press von Hammer hingegen kann ich am Ende des Trainings 4 Sätze mit jeweils 10 Reps mit 40 kg Zusatzgewicht pro Seite abarbeiten. In 15 Minuten.
Für so viel schweres Volumen würde ich mit freien Übungen über eine Stunde brauchen.
Und wäre danach gegrillt und könnte mich ein paar Tage nicht bewegen, würde mich einem enormen Verletzungsrisiko aussetzen und meine mentale Leistungsfähigkeit wäre für die folgenden Tage ebenfalls massiv reduziert.

Fazit?

Gerätetraining kann für fortgeschrittene Sportler eine extrem effiziente Ergänzung sein.
Auch in der Reha oder zur isolierten Aufarbeitung von Schwachstellen eignen sich viele Geräte.
Anfänger hingegen fahren meist mit einer individuell optimierten Auswahl an freien Übungen am besten – und können bei richtiger Trainingsplanung und intelligenter Ernährung damit innerhalb eines halben Jahres oft die Leute in die Tasche stecken, die schon jahrelang ineffizient trainieren.

PS: Wenn das Thema Trainingsplanung und Übungsausführung spannend für Dich ist, schau am besten mal hier.

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