Chris Eikelmeier – Strength First. Diejenigen, die sich ernsthaft mit Sport, Reha- oder Athletiktraining beschäftigen, werden zwangsläufig schonmal auf diese Institution gestoßen sein. In seinem Kraft- und Gesundheitsstudio in Warstein hat Chris Eickelmeier bereits einige Jahre lang Arbeit geleistet, die Trainer, Ärzte, Therapeuten und Athleten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum angezogen hat. Dieses Jahr ist er einen Schritt weiter gegangen und hat seine gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse weitergegeben. In seiner Ausbildung zum Kraft- und Gesundheitstrainer (nächster Start: 09/2019, Kosten: €3450).

Ich habe an der Ausbildung teilgenommen und auch die letzte Hürde, die mehrteilige Abschlussprüfung, bestanden. Vorab: wem es hier um eine weitere Lizenz geht, die es gegen Münzeinwurf und mit Halbwissen gibt – wie z. B. die Fitnesstrainer B-Lizenz – der ist bei Strength First definitiv falsch. Neben einer wissenschaftlichen (!) Arbeit und zwei weiteren Hausaufgaben ist das Bestehen einer Abschlussklausur erforderlich. Außerdem müssen zwei theoretisch-praktische Prüfungen abgelegt werden. Zum Einen wird ein körperlicher Leistungstest verlangt, der diverse komplexe Bewegungen abfragt – inklusive Erklärung, z. B. möglicher Risikofaktoren, Alternativen etc. Zum Anderen bekommt jeder Kandidat per Zufall zwei Fallbeispiele zugewiesen, in denen er am Klienten seine Fähigkeiten und sein Verständnis unter Beweis zu stellen hat.

Erleichterung, Freude und ein bisschen Unsinn nach der bestandenen Prüfung.

Klingt hart? Ist es auch, aber wer die Ausbildungsinhalte aufarbeitet, die Chris-Tipps zur Prüfungsvorbereitung beherzigt und nicht nur auswendig lernt, sondern sein Verständnis vertieft, wird diese Prüfung schaffen. Gestern haben nur ~60% der Teilnehmer bestanden. Ich hatte auch Angst und freue mich sehr, dass es am Ende so gut geklappt hat, denn dieser Abschluss ist nicht geschenkt. So viel vorab.


Wer kann das überhaupt schaffen?
Und für wen ist die Ausbildung geeignet?

Dies ist keine Grundlagenausbildung. Es haben Trainer, Ärzte, Athleten und Physiotherapeuten teilgenommen. Die Vorkenntnisse hätten unterschiedlicher nicht sein können. Wichtig ist: du solltest dich schon intensiv mit einem dieser Bereiche beschäftigt haben. Sei es Orthopädie, Athletiktraining, Biomechanik, Sportwissenschaft, Physiotherapie oder wenigstens ganzheitlicher Fitness und den gängigen Prinzipien – ansonsten kannst du die Inhalte nicht verarbeiten. Hast du gute Grundlagenkenntnisse, beschäftigst dich mit den Inhalten, verstehst sie und bereitest sie auf – dann hast du beste Karten, die Prüfung zu schaffen.

Was macht diese Ausbildung einzigartig? Der Orthopäde weiß nicht was der Trainer macht. Der Physiotherapeut kennt sich nicht mit Training aus. Der Trainer weiß nicht, was der Physio bezweckt... Und genau dort setzt Chris an. Er zeigt verschiedene Herangehensweisen an Probleme, geht auf die Sicht der verschiedenen Experten ein und zeigt klar auf, wer wo seine Grenzen hat – rechtlich und bzgl. der Kompetenz. Als sehr frustrierend empfinde ich immer wieder die Erkenntnis, dass Ärzte sich fast alles erlauben können, ohne rechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen, während man als Trainer oder Physiotherapeut sehr weisungsgebunden und angreifbar ist.

Beispiel: Wie soll ein Arzt eine (seriöse, fundierte) Therapieempfehlung geben, wenn er die betroffene Struktur nur unzureichend oder möglicherweise gar nicht getestet hat, keine Ahnung von Biomechanik oder funktioneller Anatomie hat und keine Trainingserfahrung vorweisen kann? Er macht es oft trotzdem. Chris sensibilisiert stark für die Thematik und zeigt Wege auf, die Diagnose des Arztes zu mit der aktuellen Datenlage abgleichen zu können, um sich ein besseres Bild machen zu können.

Aus genau diesem Grund biete ich ebenfalls Trainingsstunden (trotz enormen Mehraufwandes zum Standardpreis!) und ein Seminar für Ärzte an, in denen ich Grundbewegungen erkläre und physiologisch-praktisch-relevantes Hintergrundwissen vermittle. Wir brauchen mehr gute und kompetente Orthopäden!


Eines der Alleinstellungsmerkmale der Strength First Ausbildung ist also die Interdisziplinarität. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die wissenschaftliche Fundiertheit der Inhalte. Chris Eickelmeier kann jede seiner Aussagen begründen – physiologisch, immunologisch, anhand der aktuellen Datenlage. Keine Bro-Science, wie sie in einigen deutschen „Kraft-Instituten“ vermittelt wird. Wenn Chris Methoden empfiehlt, die nicht konform mit dem aktuellen Forschungsstand sind, weißt er mehrfach ausdrücklich darauf hin, dass die Datenlage momentan andere Vorgehensweisen impliziert und er auf Grund seiner persönlichen Erfahrung der Alternative zumindest eine Chance geben würde. Das empfinde ich als extrem seriös. Wenn Chris mal ein Frag-den-Coach Buch schreibt, wird er uns keine Bro-Science unterjubeln – und auf ein paarhundert Quellenangaben darf sich der Leser dann auch freuen.

An dieser Stelle stelle ich mir selbst die Frage, ob ich diesen Erfahrungsbericht neutraler schreiben sollte. Vor der Ausbildung zum Kraft- und Gesundheitstrainer kannte ich Chris nicht, fand seinen Schreibstil gewöhnungsbedürftig und war ihm und seinen Lehrinhalten gegenüber offen, aber skeptisch. Wer mich kennt weiß, dass ich immer skeptisch und kritisch bin. Ich muss aber einfach anerkennen, dass er mich überzeugt hat. Und zwar durch Kompetenz, die Bereitschaft an sich zu arbeiten und sein Bestreben, in seinem Fach so gut zu sein, wie es irgendwie geht – ohne Ausreden. Das hat mich nachhaltig beeindruckt und damit halte ich auch nicht hinter dem Berg.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der Anspruch an das möglichst tiefgehende Verständnis der Thematiken.

Beispiel zu Modul 4, Trainingsplanung: In der Strength First Ausbildung werden nicht einfach Trainigssysteme gelehrt, sondern es wird untersucht, welcher Mechanismus welche physiologischen Anpassungen auslöst. Warum er diese Anpassungen auslöst. Wie lange verschiedene Systeme für welche Anpassung brauchen. Wie dieser Mechanismus mit anderen Reizen interagiert. Anschließend werden diverse Trainingssysteme auf Basis der zuvor erlernten Grundlagen analysiert. Wenn all diese Erkenntnisse verarbeitet sind, kann man mit Leichtigkeit eigene Trainigssysteme für verschiedenste Zielsetzungen erstellen.


Während Training mit unverletzten, gesunden Personen keine große Herausforderung ist, wird es schon deutlich komplizierter, wenn Verletzungen vorliegen. Und damit beschäftigt sich ein großer Teil der Ausbildung. Wie ermittle ich, welche Struktur betroffen ist? Welcher Mechanismus der Verletzung zu Grunde liegt? Wann darf ich die Struktur wie belasten? Was kann trainiert werden, was nicht? Wie plane ich eine Reha? Wie integriere ich die Reha ins Training? Wo sind meine Grenzen?

Chris erklärt anschaulich und nachvollziehbar verschiedenste Zusammenhänge. Dabei handelt es sich nicht um Google- oder Blog-Wissen, sondern um Thematiken, die nur in Physiologie- und Anatomiebüchern erklärt sind und auf die in der der aktuellen Forschung Bezug genommen wird. Psychologie, Empathie und die zwischenmenschliche Komponente haben im Strength First Konzept ebenfalls einen extrem hohen Stellenwert.


Abschließende Worte: Ich bilde mich seit Jahren konstant fort und suche immer wieder neue Möglichkeiten,  um mein Wissen auf ein neues Level zu heben. Die Ausbildung bei Strength First hat genau das geschafft. Ich empfehle diese Ausbildung jedem, der sich wirklich weiterentwickeln möchte. Der bereit ist, seine bisherigen Kenntnisse auf den Prüfstand zu stellen. Der den Grund für Antworten sucht. Und vor allem jedem, der sowohl gesund als auch verletzte Menschen seriös und gewinnbringend coachen können will.

Mehr zur Ausbildung?

Dann schau bei Strength First vorbei oder wirf direkt einen Blick auf die einzelnen Module:

Modul 1: Grundlagen der Humanbiologie und menschlichen Ernährung

Modul 2: Unterkörper und Rumpf

Modul 3: Oberkörper und Hand

Modul 4: Trainingsplanung und Trainingsprinzipien

Modul 5: Bindegewebe, Rehabilitation und die Lehre von Verletzungen

Modul 6: Funktionelle Anatomie und Biomechanik

Modul 7: Screening und spezielle Krankheitslehre für Trainer und Coaches

Modul 8: Schriftliche Prüfung, wissenschaftliches Arbeiten und Erste Hilfe für Trainer und Therapeuten

 

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