Fast täglich schreibt mich jemand an, um mir zu erzählen, ich bräuchte ein testbasiertes Verfahren und bioverfügbares Omega-3.
Doch was steckt wirklich hinter diesen Konzepten?
Sind die Unterschiede bei Omega-3-Ölen wirklich so groß?
Und wo lauert eher schamlose Abzocke?
Omega-3-Fettsäuren sind essenziell – wir brauchen sie, um zu überleben. Und wir benötigen eine adäquate Zufuhr, damit unser Körper optimal funktioniert: Gehirn, Augen, Darm, Gelenke, Herz-Kreislauf-System. Soweit, so gut.
Dabei ist die tierische Omega-3-Form – insbesondere EPA und DHA – die für uns essenzielle. Die pflanzliche Variante Alpha-Linolensäure (ALA) kann im menschlichen Organismus nur zu geringen Anteilen verwertet werden. Eine Ausnahme stellt das Omega-3 der Schizochytrium sp Mikro-Alge dar (Algenöl).
Macht es also Sinn, Omega-3 zu ergänzen?
Sofern nicht regelmäßig fettiger Meeresfisch oder Meeresfrüchte auf dem Speiseplan stehen: Definitiv ja. Eine Ergänzung von bis 2 g Omega-3 täglich gilt als risikofrei und ist im Zweifelsfall nützlich.
Muss man das nicht vorher testen?
Nein. Man kann es testen, um dann zu sehen, ob man einen Mangel hat und supplementiert oder ob alles in Ordnung ist oder man trotzdem supplementiert – sinnvoll ist es so gut wie immer. Ca. 75% der Europäer haben einen Omega-3-Mangel. Und diese Zahl inkludiert Bewohner des Mittelmeerraums, wo tendenziell mehr Fisch gegessen wird. In Deutschland dürfte die Zahl also deutlich höher liegen.
Wer dennoch unbedingt testen möchte: Für eine Fettsäurenanalyse braucht man kein Abo abschließen oder einer Network-Marketing-Firma beitreten. Entsprechende Trockenbluttests gibt es von diversen Herstellern, z. B. Cerascreen oder die Norsan Fettsäurenanalyse. Dabei handelt es sich nicht um High-Tec-Verfahren, sondern eine absolute Routine Messung.
So viel zu den Basics.
Das Problem mit oxidiertem Omega-3
Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren sind recht empfindlich. Sie können, wenn sie nicht gut geschützt sind, schnell oxidieren und ranzig werden.
Das war lange Zeit eine große Herausforderung bei der Bereitstellung von Omega-3-Supplementen. So zeigte z. B. 2015 eine Untersuchung, dass fast alle Supplemente am Markt ranziges Fischöl enthielten.
Wer selbst schon längere Zeit im Thema ist, kann vielleicht auch bestätigen: Damals hatten Fischöl Kapseln fast immer einen fischigen Gestank und führten zu einem fischigen Aufstoßen. Was man damals für normal hielt, war allerdings der erwähnten Oxidation geschuldet. Diese macht das Omega-3 wirkungslos und konvertiert es sogar zum Teil in ungesunde Transfette.
Wir wollen also definitiv kein oxidiertes O3-Supplement.
Dabei dürfen wir allerdings nicht vergessen: Diese Situation ist 10 Jahre her. Stand heute – 2025 – konnte das genannte Problem bereits größtenteils behoben werden.
Für ein qualitativ hochwertiges Produkt sollte lediglich darauf geachtet werden, dass es
- aus nordischen Gewässern stammt
- über ein Zentrifugationsverfahren von Schwermetallen gereinigt wurde
- unter Luftausschluss verarbeitet wurde
- unter 25° gelagert wurde.
Der Zusatz von Antioxidantien wie Vitamin E oder Rosmarinextrakt ist heutzutage common sense. Nachhaltige Fischerei – z. B. ein friend of sea Zertifikat, ist ein zusätzliches Qualitätskriterium.
Zudem sollten keine toxischen Stoffe wie Titandioxid enthalten sein, wie es z. B. bei Doppelherz lange der Fall war und auch trotz Bekanntwerden dieses Zusammenhangs noch u. a. bei DM abverkauft wurde.
Zwischenfazit: Es gibt 2025 diverse, wirksame Omega-3-Supplemente, die nicht oxidiert sind.
Sidefact, den jeder kennt, der ein wenig tiefer in der Supplement Industrie steckt: Die meisten Hersteller kaufen sogar beim selben Lieferanten ein.
Kapseln sind weniger haltbar?
Eine häufige Argumentation von Vertrieblern – insbesondere der Marken Zinzino und Eqology – ist, dass in Kapsel abgefülltes Öl schlechtere TOTOX Werte hätte und innerhalb der Kapsel weiter oxidieren würde.
Die Schlussfolgerung: Man nähme wirkungslose Kapsel mit oxidiertem Fischöl auf.
Stiftung Warentest hat zwar bereits gezeigt, dass mittlerweile recht viele Omega-3-Supplemente intakte Fettsäuren enthalten, allerdings wurde dort nur einmal getestet. Wir wissen also auf Grundlage der Stiftung Warentest Ergebnisse nicht, ob die Kapseln während der Lagerung nennenswert weiter oxidieren.
Die einzige Möglichkeit, diese Behauptung auf die Probe zu stellen, ist es, Fischöl-Kapseln zu testen – und zwar einmal direkt nach der Produktion und einmal nach mehrmonatiger Lagerung. Ein teures Unterfangen: Wir sprechen hier von 5-stelligen Kosten.
Deswegen möchte ich an dieser Stelle Chris Eikelmeier ein großes Dankeschön dalassen, denn er hat genau das für das Omega-3 seiner Supplement Linie gemacht – mit über 5 Monaten Abstand. Du findest die Laboranalysen hier.
Dort kannst Du einsehen, dass der Basis TOTOX Wert bei 9 liegt (alles unter 20 ist in Ordnung).
Im zweiten Test haben sich die relevanten Oxidationsparameter kaum verändert:
Peroxidzahl (POZ): Von 3,4 meq O2/kg Fett auf 3,4 meq O2/kg Fett.
Anisidinzahl (AnZ): Von 2,2 auf 3,3.
TOTOX = (2 × POZ) + ANZ
2 X 3,4 + 3,3 = 10,1.
Ergo: Der TOTOX Wert ist in 170 Tagen von 9 auf 10,1 gestiegen.
Damit ist er immer noch tief im Optimalbereich.
Bedeutet?
Das Omega-3 in Kapseln oxidiert zwar etwas, aber nicht im physiologisch relevanten Bereich.
Fischöl Kapseln sind stabil – und wahrscheinlich nicht nur das getestete Neptun Omega-3 von Götterspeise.
Fazit zu hochwertigem Omega-3
Niemand – absolut niemand – muss über 40 Euro für einen Monat Omega-3 Versorgung ausgeben. Deutlich günstigere Produkte wie Norsan oder Götterspeise erfüllen denselben Zweck.
Entscheidend für einen guten Omega-3-Index ist zudem eine grundsätzlich ausgewogene Ernährung: Es geht nicht nur darum, genug Omega-3 aufzunehmen, sondern auch nicht zu viel Omega-6 – dem Gegenspieler – zu konsumieren.
Also? Einen hochwertigen Anbieter auswählen, aber nicht abzocken lassen.
Hier noch eine kleine Checkliste mit Falschinformationen über Omega-3:
- Man kann den Bedarf über Pflanzen decken.
- Wer sich gesund ernährt, hat keinen Mangel.
- Kapseln sind oxidiert und wirkungslos.
Und übrigens: Wenn Dir jemand erzählen sollte, Omega-3 wäre gefährlich fürs Herz… weißt Du spätestens nach diesem Artikel, warum Du dieser Person nicht mehr trauen solltest: