Jedem ist klar: Alkohol ist grundsätzlich gesundheitsschädlich.
Trotzdem trinken viele ihn hin und wieder gerne.
Oft mit einem schlechten Gewissen oder unangenehmen Konsequenzen am Folgetag.
Doch was wäre, wenn manche Alkoholika gesünder wären als andere?
Und wenn man den Kater vermeiden könnte?
Schauen wir genauer hin und werfen auch einen differenzierten Blick auf einen möglicherweise konstruktiven Einsatz von Alkohol.
Tequila ist gesünder?
Kürzlich ging ein Video viral, in dem der Sprecher sagte:
Tequila kommt von der Agavenpflanze, wird langsam von der Leber metabolisiert und hat den geringsten Anteil, der zu Acetyl umgewandelt wird. – Gary Brecka.
Klingt irgendwie gut, oder?
Und Salz und Zitrone gibt es auch noch dazu – also bleibt ja auch noch der Mineralstoffhaushalt im Gleichgewicht, man macht Detox, kurbelt seinen Stoffwechsel an und ist voll mit Vitaminen – die Tequila Diät ist erfunden!
Wenn ich eine Erfahrung häufig gemacht habe, dann die, dass Ironie im Internet oft nicht verstanden wird.
Deswegen: Das war Spaß.
Was ist denn überhaupt Alkohol?
Eine beliebig lange Kohlenhydratkette mit (mindestens) einer Hydroxygruppe. Es gibt verschiedene Alkohol-Verbindungen, doch wenn wir bei den einwertigen Alkoholen bleiben, sprechen wir von einem Alkan mit der erwähnten Hydroxygruppe: Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, …
Für Intelletics-Leser: Ketondiole (1,3-Butandiol) wären ein Beispiel für einen zweiwertigen Alkohol.
Okay, Ende der 8te-Klasse-Chemie-Stunde: Der Alkohol, den wir trinken, ist Ethanol. Immer.
Außer, Du wirst nach dem Trinken blind. Dann hast Du wahrscheinlich Methanol getrunken – aber das sollte man entsprechend besser nicht tun.
Whatever – Ethanol wird in der Leber verstoffwechselt. Zu Acetaldehyd. Immer.
Wenn also Ethanol in Deinen Körper kommt, ist es völlig egal, ob es aus Wein, Tequila, Whiskey, Korn oder sonst etwas stammt – es wird immer zu Acetaldehyd abgebaut.
Selbstredend enthalten die verschiedenen Getränke jeweils unterschiedliche Bestandteile, z. B. mehr oder weniger Fuselstoffe (die verstärken den Kater) oder Polyphenole (Rotwein).
Fakt ist: Es ist egal, aus welcher Quelle der Ethanol stammt. Er wird immer gleich abgebaut. Auch der aus Tequila.
Und übrigens: Wenn es tatsächlich so wäre, dass Tequila langsamer abgebaut wird, würde das bedeuten, dass sich mehr Alkohol im Blut staut – und man entsprechend stärkere Vergiftungserscheinungen hätte. Also genau das Gegenteil von Gary Breckers Behauptung.
Deswegen: Auch wenn jemand 3 Millionen Follower als Biohacking Profi hat, glaub bitte nicht alles sofort.
Stellt sich nun die Frage: Warum bekommt man von manchen Getränken einen stärkeren Kater als von anderen? Und was kann man dagegen tun?
Darum bekommst Du einen Kater
Grundsätzlich ist ein Kater multifaktoriell. Einige Punkte wirst Du sicherlich kennen, andere erwähnt i. d. R niemand.
- Dehydration – Klassiker.
Du verlierst Flüssigkeit. - Elektrolyt-Verlust – ebenfalls nichts Neues.
Wichtige Mineralstoffe werden ausgeschwemmt. - Acetaldehyd – kennst Du jetzt auch schon.
Das Zeug ist nunmal ein Nervengift. - Blutzucker Schwankungen.
Der BZ kann durch Alkohol stark abstürzen. Da das Gehirn 5 g Zucker pro Stunde benötigt, kann das schonmal stressig sein oder weh tun. - Veränderte Neurotransmitter-Funktion.
Gerade Serotonin und Dopamin können stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folge: Stimmungsschwankungen und Ängstlichkeit. - Entzündungen.
Insbesondere Neuroinflammation, also auf Gehirnebene. Und das tut dann oft weh – Kopfschmerzen. - Schlafmangel.
Selbst, wenn Du lange schläfst, hast Du unter Alkoholeinfluss kaum oder keine Tiefschlafphasen. Der Schlaf ist nicht erholsam.
Es kommen also mehrere Faktoren zusammen.
Und warum ist der Kater manchmal besonders stark?
Die Stärke des Katers wird in der Regel dadurch beeinflusst, was sonst noch im Getränk enthalten ist.
- Polyphenole: Diese sind ja grundsätzlich nicht ungesund. Trotzdem können sie die Katersymptome verstärken. Deswegen haben viele Leute von Rotwein einen schlimmeren Schädel als von Weißwein.
- Fuselalkohole: Im Prinzip nicht weiter als andere Alkohole wie Methanol, Propanol und Butanol. Sie entstehen als Nebenprodukte (Kongenere) beim Gärungsvorgang und sind noch giftiger als Ethanol. Daumenregel: Je dunkler eine Alkoholquelle, desto mehr Fusel.
- Zucker: Die Kombination mit Zucker verstärkt den bereits erwähnten Blutzucker Crash nach dem Trinken.
Natürlich ist dabei die individuelle Verträglichkeit nach wie vor ein Faktor.
Was tun gegen den Kater?
Mit den klassischen Tipps wie viel trinken und salzig essen kommt fast niemand weit.
Entscheidend ist, zusätzlich die permanente Energieversorgung des Gehirns sicherzustellen und die Neuroinflammation zu minimieren.
Hier teile ich nur meine persönliche Erfahrung: Ketone zum Trinken im Kombination mit einem Mineralstoffkomplex wirken Wunder.
Mein Anti-Kater-Gameplan sieht dabei wie folgt aus: Ich trinke die Ketos zusammen mit den Elektrolyten möglichst noch vor dem Schlafengehen. In der Regel mit einem Liter Wasser (etwas weniger geht auch). Dadurch schlafe ich übrigens auch (messbar!) deutlich erholsamer nach einer Alkoholeskapade.
Wenn ich am nächsten Tag arbeiten oder performen möchte, nutze ich morgens direkt nochmal die koffeininerte Variante der Ketone und alles läuft als wäre nie etwas gewesen.
Alkohol gesund oder sinnvoll nutzen?
Aktuell wird gebetsmühlenartig propagiert:
Jeder Tropfen Alkohol ist schädlich.
Und wenn man die Laborbrille aufhat, stimmt das auch. Es ist Zellgift.
Und bevor man mich falsch versteht: Ich ermuntere niemandem zum Konsum und heiße ihn auch nicht gut. Und für die besonders Kritischen: Nein, ich rechtfertige auch meinen eigenen Konsum nicht – der geht nämlich gegen Null.
Es geht einfach um einen nüchternen Blick auf folgende Punkte:
Alkohol ist Hormesis
Wir brauchen Giftstoffe, um belastbar zu bleiben. Dass Immunsystem muss trainiert werden – auch wenn Drosten das Gegenteil behauptet hat. Entgiftungsprozesse müssen trainiert werden.
Nicht im Exzess.
Aber in Maßen.
Dafür kann auch Alkohol genutzt werden.
Alkohol ist ein Seperator
Er setzt Dopamin und andere Neurotransmitter und Hormone frei.
Er hat Auswirkungen auf die gesamte Psyche und auch Physiologie – die enorm miteinander verknüpft sind.
In einem festgefahrenen Zustand kann Alkohol dafür genutzt werden, Physiologie und Psyche einen Kontrast zu geben. Wichtig: Das ist keine Empfehlung, sondern einfach eine Möglichkeit, mit der manche hin und wieder gut fahren.
Das hier ist kein Blog für Schwarz-Weiß-Denker. Wir differenzieren.
Und meine persönliche Meinung ist:
Ein verantwortungsvoller und bewusster, gelegentlicher Einsatz von Alkohol kann konstruktiv sein.
Das bedeutet nicht, dass er körperlich nicht ungesund wäre.
Es ist einfach eine Abwägung der Vor- und Nachteile.
Die individuell zu bewerten sind.
Fazit
Alkohol ist Alkohol und immer gleich ungesund.
Die begleitenden Stoffe beeinflussen die Verträglichkeit.
Man kann gewisse Eigenschaften des Alkohols für sich nutzen. Ob das sinnvoll ist, hängt von der einzelnen Person ab.
In diesem Sinne:
Prost und ein schönes Wochenende!
Vincent