Die Ausbildung zum Kraft- und Gesundheitstrainer – zertifiziert von Strength First.

Seit ich letzten Sommer die Ausbildung bei Strength First gemacht habe, hat sich meine Sicht auf die Welt des Kraftsports stark verändert. Vorweg: Das ist keine Ausbildung für Leute, die nicht bereit sind, sich wirklich ernsthaft mit komplexen Fragestellungen auseinander zu setzen. Hier geht es um tieferes Verständnis. Nicht um das Lernen einiger Rezepte. Sondern darum, das warum und Hintergründe zu verstehen, um auf dieser Wissensbasis selbst Konzepte entwickeln zu können. Um Kompetenz, statt um auswendig gelerntes Halbwissen. Ok, zum Eingemachten:

Nicht nur Wissenschaft, sondern auch Praxis.

Die Ausbildung wird von Chris Eikelmeier, Gründer und Inhaber von Strength First, gehalten. Chris ist Physiotherapeut und hat den besten Abschluss erreicht, der an seiner Physio-Schule jemals absolviert wurde. Er hebt über 240 kg – und das, nachdem er sich selbst aus dem Rollstuhl rehabilitiert hat, macht Planches (mit über 90 kg Körpergewicht) und Einiges mehr. Warum ich das schreibe? Weil es dem Einen oder Anderen vielleicht wichtig ist, dass der Dozent nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis sehr gut ist.

Die gesamten Ausbildungsinhalte sind evidenzbasiert. Dabei sensibilisiert Chris in verschiedensten Themenbereichen für Korrelationsfallen in der aktuellen Datenlage.  Für mache Problemstellungen gibt Chris Empfehlungen auf Basis seiner eigenen Erfahrungen – wenn die Evidenz lückenhaft ist. Dies kommuniziert er seriöserweise dann aber auch genauso.


Bevor ich genauer auf die Inhalte eingehe, möchte ich noch kurz etwas dazu sagen, warum ich mich im Januar 2018, mit damals nur 4000 € auf dem Konto, entschlossen habe, die Ausbildung bei Strength First zu machen – und hätte sie mich enttäuscht, würde ich diesen Erfahrungsbericht entsprechend ganz anders schreiben. Es war nicht nur das Feedback verschiedener Freunde, die bereits an Seminaren bei Chris teilgenommen hatten und die sich schon für alle Module angemeldet hatten. Wirklich einzigartig an der Ausbildung ist die Interdisziplinarität. Aktuellste Erkenntnisse aus Medizin, Trainingswissenschaft und Physiotherapie werden hier zusammengeführt – so etwas konnte ich bisher nirgendwo im deutschsprachigen Raum finden. Orthopäden wissen nicht, was der Trainer macht und verstehen die Arbeit des Physiotherapeuten nicht. Physiotherapeuten kennen sich oft nicht mit Training aus. Trainer sind meist nicht über die Techniken der Physiotherapie informiert. Genau hier setzt Chris an. Welchen Blick hat welcher Experte auf welches Problem? Wo hat welche Disziplin Stärken? Wer hat wo seine Grenzen? Auch Letzteres wird deutlich aufgezeigt – sowohl bzgl. der Kompetenz als auch rechtlich. Entsprechend interessiert, vielseitig und gebildet waren auch die Teilnehmer: Athleten, Ärzte, Physiotherapeuten, Trainer. Ein motivierendes Umfeld.

Gehen wir ein wenig auf die einzelnen Module ein.


Modul 1: Grundlagen der Humanbiologie und der menschlichen Ernährung

Mein Kumpel und Sitznachbar Alex, der gerade seinen Master in Sportwissenschaft abgeschlossen hatte, fasste diese beiden Tage auf der Rückfahrt mit folgenden Worten zusammen: „Boah, das war fast das gesamte Sportstudium auf zwei Tage komprimiert“. Natürlich ist das etwas übertrieben und vor allem auf die Theorie bezogen, doch wer kein Vorwissen mitbringt, wird hier untergehen.

In Modul 1 werden nicht nur alle nötigen Grundlagen besprochen, die für ein gesundheitsorientiertes Krafttraining vorhanden sein sollten, sondern auch viele Themen angesprochen, die im weiteren Verlauf der Ausbildung immer weiter vertieft werden.

Neu im Jahr 2019 ist Tag 3, bei dem die Grundlagen der menschlichen Ernährung besprochen werden. Wer die gesamten Inhalte zu Modul 1 gut aufbereitet, hat eine solide Basis für den Rest der Ausbildung.

Mehr zu Modul 1


Modul 2: Unterkörper und Rumpf

Dieses Modul war 2018 komplett ausgebucht. Mit Erfahrung im olympischen Gewichtheben und spezialisiert auf das Training mit der Langhantel habe ich hiervon nicht allzu viel erwartet. Chris konnte mich allerdings auch hier positiv überraschen. Es geht nicht darum, wie man diese oder jene Übung macht. Sondern darum

  • Welche Besonderheiten bei welchem beteiligten Gelenk auftreten können.
  • Wie man das Training an Verletzungen oder Einschränkungen in welchem Gelenk anpassen kann.
  • Wie man Verletzungen vermeidet (Prävention).
  • Wie Verletzungen entstehen, langfristig – nicht nur, wodurch sie ausgelöst werden.
Individualisierte Kreuzhebetechnik
Warum ich jetzt so hebe? Anpassung an eine Hüftverletzung: Anstatt Kreuzheben aus meinem Training zu streichen, kann ich mit der individualisierten Technik weiterhin heben. Danke Chris!

In diesem Modul geht Chris besonders auf die Mechanik der Wirbelsäule und Bandscheibe ein. Bespricht den Aufbau und die Funktionalität der verschiedenen Strukturen – und zeigt dabei immer wieder den Bezug zur Praxis auf. Ja, wenn du mit geradem Rücken beugst und hebst, bist du safe. Aber das, was gerade aussieht, ist nicht immer gerade. Ein Stock auf dem Rücken ist ein Stock auf dem Rücken, aber garantiert keine gute Technik. Was ist riskant? Was toleriert welche Struktur? Wie erkenne und behebe ich Fehler? Und vor allem: Wie ermittle ich meine individuelle Biomechanik, z. B. die der Hüfte, und passe meine Technik im Kreuzheben und bei Kniebeugen daran an? Nicht nur Langhantelübungen, sondern auch Sprint und Sprinttechnik werden in diesem Modul behandelt. Für jeden, der schwere Gewichte bewegt ist dieses Modul von unschätzbarem Wert. Für jeden Trainer, der sich Wissen über Heben und Beugen auf die Fahne schreibt, ein Muss.

Mehr zu Modul 2


Modul 3: Oberkörper und Hand

Hier zeigt Chris alles, was man über Bewegungen mit Oberkörperbeteiligung wissen sollte. Welches Gelenk kann in welcher Bewegungsrichtung Einschränkungen aufweisen? Warum? Wie ermittle ich, welche Struktur betroffen ist? Wie passe ich ein Training daran an und maximiere dadurch Gesundheit und Trainingserfolge? Von Basics wie dem Scapulo-Thorakalen-Rhythmus über verschiedenste Impingement-Ursachen und diversen Übungen (Handstand, Klimmzug, Press, Isolationsübungen) bis hin zu speziellem Beweglichkeits- und Stabilisationstraining. Besonders die Grundsätze des Mobility-Trainings und die zu Grunde liegende Datenlage rollte Chris im dritten Modul auf – und entzauberte das Thema etwas. Auch der Neuro-Athletik nimmt er ihren Zauber – wenn man einmal versteht, was da eigentlich passiert, wird einem plötzlich so Einiges klar.

Mehr zu Modul 3 (jetzt auch in Modul 2 enthalten)


Modul 4: Trainingsplanung und Trainingsprinzipien

Irgendwelche Trainingssysteme lernen, lehren und anwenden, das kann jeder. Viel interessanter ist es allerdings, zu verstehen, warum einige der bekannten Trainingssysteme so gut funktionieren. Die physiologischen Grundlagen zu kennen. Welcher Mechanismus löst welche Anpassungen aus? Wie interagiert er mit anderen Reizen? Welches System braucht wie lange, um zu regenerieren? Es werden einige Trainingssysteme unter diesen Gesichtspunkten analysiert. Anschließend können Grundlage des Verständnisses der komplexen Vorgänge eigene Systeme für verschiedenste Zielsetzungen kreiert werden – und genau das wird im anschließenden Praxisteil dann auch gemacht. Erst Lernen, dann Anwenden.

Auch das Thema Pre-, Post- und Intra- Workout Nutrition wird in diesem Modul ausführlich abgehandelt. Mit diesem Wissen ist die nächste Bestleistung nur noch eine Frage der Planung.

Mehr zu Modul 4 (jetzt Modul 3)


Modul 5: Bindegewebe, Rehabilitation und die Lehre von Verletzungen

Das Thema Bindegewebe zieht sich vom ersten bis ins letzte Modul durch. Welche Strukturen bestehen aus welchem Gewebe? Wie lange brauchen verschiedene Strukturen, um zu regenerieren? Wie schnell heilen Verletzungen? Welche spezifischen Reize sollte eine Struktur bekommen und welche nicht? Chris vermittelt umfangreiche Basis Kenntnisse rund um die Eigenschaften und Physiologie des Bindegewebes.

Nach einem Achillessehnen Abriss mit Mitte 30 wieder 100 Meter in 11,02 Sekunden sprinten? Das geht nur mit optimaler Rehaplanung und viel Wissen.

Ein Beispiel für die Fragestellung,  wie sich die Belastbarkeit verschiedener Strukturen durch unseren Alltag verändert: Wusstest du, dass nach langem Sitzen dein Bandscheibenkern stark nach dorsal verschoben ist und die dorsalen Fasern des Bandscheibenrings nicht mehr ihre maximale Festigkeit haben? Welche Auswirkungen hat das auf deine Trainingsgestaltung? Welche Risiken entstehen, wie kannst diesen präventiv entgegenwirken?

Nachdem dieses Grundlagenwissen vermittelt ist, wird darauf eingegangen, wie man eine Rehabilitation plant. Danach wird analysiert, wie man Trainingssysteme an Bindegewebsverletzungen anpassen kann. Wann strikt und einfach eine Entlastung nötig ist. Wie man die Reha ins Training integriert, um nicht verletzte Strukturen zu erhalten oder sogar weiter aufzubauen. Denn wenn ein Athlet verletzt ist, kannst du ihn nicht mehr mit einem Standard-Template trainieren. Dann musst du wissen, wie lange welche Struktur benötigt, um zu heilen. Welche Struktur bei welcher Bewegung belastet wird. Wie sie mit anderen Strukturen interagiert. Und die gesamte Planung darauf aufbauen. Einfach? Ganz sicher nicht. Aber möglich – und meine Klienten wissen solche Spezial-Kompetenzen sehr zu schätzen.

Es werden Provokationstests, Krankheitsbilder und Reha Protokolle für verschiedene Verletzungen theoretisch und praktisch abgearbeitet. Auch die Theorie hinter dem Provokationstest erklärt Chris. Auch das Thema Entzündungsvorgänge, der Heilungsprozess und dafür notwendige Nährstoffe – Ernährung bei Verletzungen – wird ausführlich behandelt. Wieso lindern Ibuprofen und andere NSAR lediglich Symptome, können aber dafür Verletzungen chronifizieren?

Um eine Reha aus dem Rollstuhl bis zu >240 kg Kreuzheben hinzulegen, ist solches Wissen erforderlich. Neben seinem Bandscheibenvorfall hatte Chris auch mit einer abgerissenen Achillessehne zu kämpfen – und geht jetzt regelmäßig wieder sprinten. Um sich von solchen Verletzungen zu erholen und wieder an alte Bestleistungen anzuknüpfen, ist, je nach Sportart, das geballte Wissen aus den bisherigen Modulen erforderlich.

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Modul 6: Funktionelle Anatomie und Biomechanik

Neben einer vertiefenden Betrachtung der Gelenkmechanik wird in diesem Modul noch einmal stark auf die individuellen Kriterien bei der Übungs- und Trainingsplanung eingegangen. Wie passe ich eine Übung an die Biomechanik meines Klienten an? Wie verändert sich durch Anpassungen die Belastung auf welche Gelenke? Welche Kraft- und Lastarme wirken auf welche Struktur, wie berechne ich diese? So etwas ist bei der Kniebeuge noch recht einfach – bei Frontlever oder Planche wird das schon spannender. Zusätzlich attackiert Chris hier das Reizthema perfekte Körperhaltung, das Gangbild und gibt einen Crashkurs in Sachen Palpation diverser Strukturen.

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Modul 7: Screening und Spezielle Krankheitslehre für Trainer und Coaches

Dies war 2018 das letzte Modul. Neben der Sensibilisierung für verschiedene Krankheitsbilder wird hier noch einmal besonders stark auf psychologische Aspekte eingegangen: Sprachmuster, Yellow Flags u.v.m. Zudem werden verschiedene Screening Methoden abgehandelt und ein eigener, anpassbarer Screen entwickelt. Die Anamnese und wie sie vor verschiedenen Hintergründen anzupassen ist, wird hier ebenfalls ausführlich beleuchtet.

Ich hoffe, mit meinen Beschreibungen der Module niemanden gelangweilt zu haben. Die Abschlussprüfung (bestehend aus Theorie und Praxis) ist, anders als bei anderen Ausbildungen, nicht geschenkt – es sind über 40% der Teilnehmer durchgefallen. Strength First bietet aber einen kostenlosen Zweitversuch an. Um für die Prüfung zugelassen zu werden, muss eine wissenschaftliche Hausarbeit erstellt werden. Wer Strength First zertifizierter Kraft- und Gesundheitstrainer ist, muss wissen, wie man Studien liest, interpretiert und kritisch hinterfragt.

Mehr zu Modul 7 (jetzt Modul 6)


Abschließende Worte

Was bringt dir die Ausbildung am Ende? Ein umfassendes Verständnis. Für ganzheitliche Trainings- und Ernährungskonzepte. Prävention. Einblicke ins Athletiktraining. Planung einer Reha, auch für Leistungssportler. Anpassung an individuelle Problemstellungen. Eine evidenzbasierte Arbeitsgrundlage – keine Bro-Science, wie sie in anderen deutschen Instituten vermittelt wird.

Chris geht während der Ausbildung auf sämtliche Fragen der Teilnehmer ein. Praxisbeispiele werden oft an Teilnehmern aus der Gruppe demonstriert – ein extremer Mehrwert. Mir und vielen anderen der Teilnehmer hat die Ausbildung zum Kraft- und Gesundheitstrainer mehr gebracht, als fast alle vorherigen Fortbildungen zusammen. Und dabei ist sie mit 3450 Euro für acht Wochenenden sogar noch extrem günstig – im Nachhinein kann ich sagen, dass ich es mir nicht hätte leisten können, dieses Wissen zu verpassen. Wenn du als Arzt, Athlet, Physiotherapeut oder Trainer aufs nächste Level kommen willst, empfehle ich dir die Strength First Ausbildung uneingeschränkt.

Übrigens, fertige Programme, in denen all dieses Wissen und Vieles mehr berücksichtigt sind, findest Du in meinem PROGRESS Online Trainingssytem.

Willst Du hingegen maximal individualisierte, persönliche Betreuung mit täglichen Feedbacks und Vielem mehr, schau mal hier, um sofort mehr zum Elite-Coaching zu erfahren. WICHTIG: Nur wenn der Sport eine sehr hohe Priorität für Dich hat, ist das hier für Dich das Richtige: Mehr erfahren.

Strength First zertifizierter Kraft und Gesundheitstrainer
Zertifikat der Ausbildung zum Kraft- und Gesundheitstrainer

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