Irgendwas habe ich verpasst – denn in letzter Zeit fragt mich fast täglich jemand, was ich von Bulletproof Kaffe halte. Zum Abnehmen. Für den Fettstoffwechsel.
Meine Antwort fällt dann meist recht zurückhaltend aus.
Während sich viele ein klares JA oder NEIN wüschen, gilt aber auch hier:
Es kommt drauf an.
Ob Kaffee mit Butter zum Abnehmen geeignet ist oder ob er Deiner Figur und Deiner Gesundheit sogar schadet, kommt auf ein paar individuelle Voraussetzungen an.
Und darauf, wie Du ihn zubereitest.
Im heutigen Artikel bekommst Du genau darüber den Überblick. Danach weißt Du, ob bulletprooff Coffee für Dich Sinn macht und wie Du ihn bestmöglich einsetzen kannst.
Was ist ein Bulettproof Kaffee?
Als Bulletproof Kaffee wird ein schwarzer Kaffee mit Butter und MCT Öl bezeichnet. Er wird zum Frühstück getrunken, ohne, dass weitere Nahrung aufgenommen wird.
Die Idee dahinter ist, dass der Kaffee satt macht, Fettverbrennung und sogar Ketose steigern und Energie geben soll. Und das Ganze uneingeschränkt gesund.
Wirklich?
Wie kam es überhaupt zur Idee vom Butter-Kaffee?
Der fettige Kaffee ist keineswegs eine Erfindung der Neuzeit. Als der Amerikaner Dave Asprey zu Besuch im Tibet war, wurde ihm dort das traditionelle Getränk angeboten: Kaffee mit Yak-Butter.
Er bemerkte nach dem Verzehr eine „enorme Energiesteigerung“ und suchte, zurück in Amerika, nach einer vergleichbaren Alternative.
Das Ergebnis: Ein toxinfreier Kaffee mit Butter und MCT-Öl.
Klingt erst einmal super.
Kaffee – ein erlerntes Grundbedürfnis unserer Zivilisation – wird zum Gesundheitsbringer. Viel attraktiver kann es für den Laien eigentlich kaum noch werden.
Das klassische Bulletproof Kaffee Rezept sieht wie folgt aus:
- Ein (toxinfreier) Kaffee
- Ein Esslöffel MCT-Öl
- 2-6 Esslöffel Weidebutter.
Warum denn die Butter im Kaffee?
Butter – vor allem, wenn es Weidebutter ist, wird von Biohackern oft als absolutes Superfood dargestellt.
Denn Butter enthält:
- CLA – konjugierte Linolsäure. Und die hilft beim Abnehmen – bei einer wirksamen Dosis von 3-6 g täglich. Über Wochen, Monate. Wenn du 200 g Butter (das ist ein Päckchen!) essen würdest, hättest Du bereits 1,5 g CLA intus. Viel Spaß dabei.
- Omega-3-Fettsäuren. Und die sind nun wirklich wichtig, oder? Ja, allerdings nicht die für uns relevanten Formen (EPA und DHA). Ungesund ist deswegen nicht, aber eben auch nicht das große Wunder.
- Vitamine! Z. B. Vitamin A, sogar als Retinol. Endlich wieder bessere Haut, Augen … und den täglichen Bedarf (3000 IE) deckst Du schon mit 100 g Butter – gerade mal ein halbes Päckchen?
Ich hoffe die Ironie ist deutlich geworden: Butter ist keineswegs ungesund. Aber um starke, positive Effekte durch CLA, Omega-3 oder enthaltene, fettlösliche Vitamine zu erfahren, müsste man extreme Mengen davon konsumieren.
Mit dem Preis?
Einer sehr hohen Kalorienaufnahme und vieler gesättigter Fette.
Aber Moment – sagst Du nicht immer, das gesättigte Fette nicht ungesund seien?
Ja, sage ich. Aber, das bedeutet nicht, dass man sich darin ertränken soll. Die Dosis macht das Gift – und der Kontext.
100 g Butter enthalten ca. 80 g Fett, davon 50 g gesättigte Fettsäuren.
Gesättigte Fette – kurzer Exkurs – können kurzkettig, mittelkettig oder langkettig sein.
10 g der gesättigten Butterfette sind kurz- oder mittelkettig und hervorragend für schnelle Energie und die Darmgesundheit.
Dem gegenüber stehen 20 g Palmitinsäure – einer langkettigen, gesättigten Fettsäure, die deutlich weniger gesund ist – z. B. für das Mikrobiom und die Gefäßgesundheit.
Ich will Dich hier nicht weiter verwirren. Es geht einfach um Folgendes:
Die Relationen passen nicht.
Ganz einfach.
Für die Effekte Pro-Gesundheit bräuchte man riesige Mengen Butter.
Und die kämen mit viel stärkeren Effekten Kontra-Gesundheit.
Die Rechnung geht einfach nicht auf.
Aber …
Wie kommt es dann zu den Erfolgen mit Bulletproof Kaffee?
Denn diese Erfolge sind definitiv nicht wegzureden.
Es gibt Menschen, deren Leben sich durch den neuen Kaffee gewendet hat – Abnehmen mit Butter Kaffee ist spielend einfach!
Es gibt eine ganz simple Erklärung dafür:
Wer bisher fast nie im Fettstoffwechsel war… sonst jeden Tag mit Kohlenhydraten begonnen, das Mittagstief als Normalität akzeptiert und sich – ohne es zu wissen – in einem desaströsen Stoffwechsel Zustand befunden hat…
Bei dem kann es nicht mehr weiter nach unten gehen.
Und der profitiert sehr häufig enorm vom Bulletproof Kaffee.
Denn der Körper wird endlich mal gezwungen, den Fettstoffwechsel zu aktivieren, Mitochondrien zu bilden… und man hat Energie. Ganz ohne Essen. (Denn schließlich hat ja sogar ein extrem magerer Mensch sogar noch 40.000 kcal in seinem Körperfett!) Für den Durchschnittsbürger unverstellbar.
Und sicherlich oft ein guter, erster Schritt.
Ein Faktor, der für den fettigen Kaffee spricht, ist übrigens, dass das Koffein durch das Fett langsamer aufgenommen wird. Dadurch kommt es nicht zum Energie-Crash, der häufig eintritt, sobald die Koffein-Wirkung nachlässt.
Wie kann man Bulletproof Kaffee richtig einsetzen?
1. Fettstoffwechsel trainieren.
Klar, man könnte auch direkt Intervallfasten. Aber sein wir ehrlich: Intervallfasten (z. B. 16/8) ist für viele Anfangs Stress und so ein Bulletproof Kaffee entschärft die Situation. Auch in Intelligent Essen erwähne ich, dass ein Fett-Kaffee in der Umstellungsphase sehr hilfreich sein kann.
2. Hohe Cholesterinwerte? Kein Bulletproof Kaffee!
Menschen mit einer genetischen Neigung zu hohen Cholesterinwerten tun sich mit dem klassischen Bulletproof Kaffee keinen Gefallen. Denn vor allem die Palmitinsäure aus der Butter sollte in diesem Fall nicht in hohen Mengen konsumiert werden. Das MCT-Öl hingegen ist unbedenklich. Grundsätzlich wäre mein Tipp aber sowieso der Folgende:
3. Abnehmen? Ohne Butter!
Jetzt mal im Ernst: Freie Fettsäuren hast Du morgens genug im Blut. Und durch die Koffein-induzierte Cortisol-Ausschüttung werden sogar noch mehr freie Fettsäuren aus dem Körperfett (!) mobilisiert. Und das willst Du ja auch verbrennen, oder? Also schenk Dir doch einfach die Butter, nimm ein paar g MCT-Öl oder Kokosöl und that’s it!
Fazit zum Bulletproof Kaffee
Wenn Dein Körper bisher keinen Fettstoffwechsel kannte, kann die Kombination aus
- niedrigem Insulin (Fett-Kaffee statt Kohlenhydrat Frühstück)
- länger anhaltender Sättigung (durch langsam verdauliche Fette)
- Koffein (wenn noch wirksam: Stress-Achsen Aktivierung, höhere Mitochondrienleistung)
selbstredend ein Fortschritt sein. Schlecht ist besser als katastrophal.
Es ist aber trotzdem bei weitem nicht die beste Lösung und hier darf auch noch einmal klar auf den Punkt gebracht werden:
Deine oxidative Kapazität ist limitiert, bedeutet: Du kannst nur eine gewissen Mengen an freien Fettsäuren gleichzeitig oxidieren.
Wenn Du abnehmen willst, dann sollten diese aus dem? Richtig: KÖRPERFETT kommen. Und nicht in großen Mengen von außen zugeführt werden. Das funktioniert einfach nicht.
Abgesehen davon hat Kaffee für sich noch einige dunkle Geheimnisse, die mehr als besorgniserregend sind.
Wenn es unbedingt Kaffee sein soll, dann schwarz oder mit einem Schuss MCT-Öl, nicht mehr als einer am Tag und wir kommen ein gewaltiges Stück weit.
Wer es richtig gut machen will, fastet einfach so oder kombiniert seine Fastenphase mit exogenen Ketonkörpern zum Trinken.
Also?
Abnehmen mit Kaffee und Butter kann klappen, ist aber sicherlich weder der effektivste, noch der schnellste oder gesündeste Weg.
Offene Fragen und eigene Erfahrungen? Gern in die Kommentare!
Herzliche Grüße
Dein Vincent